Wolkenkratzer statt Windmühlen

Reise / 06.05.2016 • 11:09 Uhr
Äußerst sehenswert ist auch der moderne Hauptbahnhof von Rotterdam. Fotos: shutterstock (7)
Äußerst sehenswert ist auch der moderne Hauptbahnhof von Rotterdam. Fotos: shutterstock (7)

wie auf einem Markt. „Rotterdam ist roh, niemals fertig, immer in Bewegung und in ständigem Umbruch“, erzählt Paul, der nebenan sein Restaurant Posse eröffnet hat. Er sitzt im karierten Hemd mit seinem Laptop an einem großen unbearbeiteten Holztisch am Rande einer Fabrikhalle. An der Wand hängt ein restauriertes schwarzes Fahrrad. Im Regal stehen ein paar alte Keksdosen. Metalllampen spenden gedämpftes Licht. Der bärtige Inhaber mit dem stylishen Kurzhaarschnitt ist Fotograf. Er sammelt klassische Fahrräder, schraubt an einem uralten Minibus, der bald wieder fahren soll, kauft europaweit Fotokunst und serviert Leckereien aus frischen einheimischen Zutaten. Sein Großvater war Hafenarbeiter. „Er schleppte für zehn Cent Tageslohn 25 Kilo schwere Säcke auf die Schiffe. Zum Überleben brauchte er Erfindergeist.“ Das, meint Paul, sei typisch Rotterdam. „Wir haben unglaublich viele kreative Leute hier.“ Fünf Designer gründeten zum Beispiel die Super Use Studios. In einer ehemaligen Fabriketage entwerfen sie aus vermeintlichem Müll neue Produkte. Sie bauen Spielgeräte aus demontierten Windrädern, aus alten Kabelrollen Fassadenverkleidungen, aus Stahlresten die Inneneinrichtung für Büros und Museen oder aus überflüssig gewordenen Flüssigkeitstanks Toilettenhäuschen.

Im Leuvehaven, einem der vielen innerstädtischen Hafenbecken, liegt zwischen Hausbooten, kleinen Yachten und schwimmenden Hostels ein knallrotes eisernes Schiff. Ein paar Enthusiasten haben das Feuerschiff V11 vor Jahren in England gekauft, nach Rotterdam gebracht und zum Disco-Pub umgebaut. Was nicht passt, wird passend gemacht. Der Kellner auf dem V11 freut sich über das neue Image. „Touristen bringen Geld, und wir sind stolz darauf, ihnen unsere Stadt zu zeigen.“

Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Breslau ist Kulturhauptstadt 2016.