Mit dem Fahrrad durch den Alentejo
Wuchtige Wellen brechen sich mit Getöse an den Klippen und haben in Millionen von Jahren faszinierende Felsformationen geschliffen. In diese Klippen basteln beim Cabo Sardao Störche ihre Nester. Nördlich von Kap Sardao wird die Küste sanfter. Weite, breite Sandstrände tun sich auf. Im Sommer versammeln sich hier die portugiesischen Städter zum Sonnenbad. Und wenn dazu ein bisschen was los sein soll, trifft man sich in Milfontes, wo der Rio Mira ins Meer mündet. Wir übernachten in der engen Altstadt in der Casa do Adro. Die Sieben-Zimmer-Pension aus dem 17. Jahrhundert offenbart sich als Kleinod für Nippes-Fans, mit unzähligen Porzellanfigürchen und Häkeldecken. Gefrühstückt wird im Familienwohnzimmer in einem Ambiente wie zu Urgroßmutters Zeiten. Senhora Costa José umsorgt alle Gäste persönlich. Und wie! Deshalb besteht sie auch auf einen Shuttle zur Hochebene bei Cercal. Die Anfahrt sei viel zu anstrengend mit dem Fahrrad.
So bauen Senhor Costa José und der Schwager geschwind die Rückbank aus ihren alten Japaner-Limousinen und chauffieren uns mitsamt Gepäck auf die Anhöhe. Die Steigung wäre eigentlich halb so schlimm gewesen, aber wer will schon unhöflich ablehnen? Hinter Cercal tauchen wir wieder ein in das typische Alentejo-Ambiente: dünn besiedeltes Hügelland mit Korkeichenwäldern und einsamen Bauernhöfen. Rudolfos Route windet sich zu abgelegenen Klosterruinen und Korkhöfen und ab und zu auch zu einer kleinen Dorfkaschemme, wo ein kräftiger Cafe con leite wieder Schub für die Weiterfahrt bringt.
Unser Reiseziel Santiago do Cacem kündigt sich bereits von Weitem durch seine mittelalterliche Templerburg auf einem Hügel an. Eine breite Allee mit Orangenbäumen voller reifer Früchte führt uns mitten ins Zentrum des 7000-Seelen-Städtchens. Hier endet unsere Entdeckungsreise. Aber Rudolfo erkundet schon weitere Radrouten durch den Alentejo. Damit wir wiederkommen – und viele andere Reiseradler auch.
Lesen Sie nächste Woche im Reiseteil: Sizilien – Einmal Sommer verlängern bitte!