Überschätzt: Mandalay

Mandalay. „For the wind is in the palm trees, an’ the temple-bells they say: Come you back to Mandalay Where the old Flotilla lay . . .“ Mit diesen Zeilen in seinem berühmten Gedicht, „The Road to Mandalay“, hatte Kipling den romantisch verklärten Mythos Mandalay geschaffen und die Stadt am Ayeyarwady mit dem klingenden Namen zwar besungen – hatte sie aber selbst nie betreten. Er wäre entsetzt, könnte er die mittlerweile 1,25 Millionen Einwohner zählende Stadt heute sehen: Deren Wahrzeichen, der kleine rote Backstein-Uhrturm mit seinem verspielten Pagodendach, 1897 zum 60. Thronjubiläum von Queen Victotia errichtet, scheint unterzugehen in einer Flut hupender Autos und über einer halben Million knatternder Motorräder, droht zu versinken in einem Meer unfassbar hässlicher Neubauten.