Vulkane und Götter in Ecuador

Piranhas und Kaimane: Wer durch den Cuyabeno-Regenwald streift braucht Mut und knöchelhohe Schuhe.
Der Regen kommt plötzlich. Erst ist da dieses Rauschen in den bis zu 45 Metern hohen Kapokbäumen. Das Zirpen, Summen und Pfeifen des Urwalds verstummt. Dann schüttet es auch schon wie aus Kübeln. „Kurt“, klingt es kläglich aus der Gruppe, „können wir uns irgendwo unterstellen?“ Reiseführer Kurt ignoriert die Frage und erzählt weiter von Tapiren, Anakondas und Taranteln, die er liebevoll „Tarancitas“ nennt. Er zeigt auf gigantische Wurzeln von lianenbedeckten Urwaldriesen, pflückt kleine purpurrote Achiote-Samen und sammelt stachelige „Affenkämme“ vom Boden auf. Im warmen Regen geht es durch den Dschungel, vorbei an tropfenden Farnen und nass glänzenden Kakaobaumblättern, unter herabhängenden Papageienblumen, durch gurgelnde Bäche und schlammige Furten. „Hier im Cuyabeno Wildlife Reservat sind allein 560 Vogelarten, 60 Orchideenarten und 350 Fischarten zu Hause“, doziert Kurt. Das Naturschutzgebiet im Amazonas-Tiefland, dem „Oriente“, mit den Hauptflüssen Rio Cuyabeno und Rio Aguarico ist touristisch noch wenig berührt und ein Paradies für Naturliebhaber. Brüllaffen turnen in den Bäumen, in den Flüssen tummeln sich weiße und schwarze Kaimane, Süßwasserdelfine und Schildkröten. Vor allem Vogelfreunde geraten in Verzückung, wenn Kolibris, Regenschirmvögel, Hoatzin-Hühner oder blauköpfige Papageien zwischen den Wipfeln umherfliegen.
Der Naturpark lässt sich bequem auf dem Wasserweg erkunden. Gemächlich gleiten die Einbäume auf den stillen Flüssen dahin, die hier im Grenzland zu Kolumbien ein unergründliches Labyrinth bilden und irgendwann im großen Strom des Amazonas enden. „Wollt ihr baden?“, fragt Kurt und schaut in die Runde. Wilde Tiere? Gefährliche Fische? Eklige Insekten? Stumme Fragen hängen in der Luft. Kurt wiegelt ab: „Kaimane schlafen am Tag, Anakondas habe ich schon lange nicht mehr gesehen und die Piranhas sind sowieso faul.“ Die ersten Teilnehmer schlüpfen aus den Kleidern und knöchelhohen Schuhen, die dem Schutz vor dem Biss fieser Kleintiere dienten. Sie
Fortsetzung auf Seite G2