Der Maestro und die Kamelien

In Lucca und Umgebung fühlten sich nicht nur Puccini und Napoleons Schwester wohl.
Das Flanieren könnten die Italiener erfunden haben. Wo wird das genüssliche Spazieren eleganter zelebriert als in der Altstadt von Lucca? Die Via Fillungo – was so viel heißt wie „der lange Faden“ – ist die Flaniermeile der stolzen Luccheser. Sehen und gesehen werden, sich gemütlich treffen und unterhalten, gemeinsam einkehren in der Bottega und köstliche Antipasti mit einem Gläschen Wein probieren. „La dolce vita“, sagt man auch dazu. Man sollte doch öfter nach Italien fahren. Dahin, wo bröckelnde Fassaden genau so sein müssen, wo die Wäsche zum Trocknen an die Luft gehängt wird und wo die Pasta vorzüglich schmeckt, ohne lästiges Kalorienzählen. Bruno Salotti, der freundliche Lenker des Taxis, erzählt während der Passage durch ein Tor der Stadtmauer, dass in Lucca schon die Rolling Stones aufgetreten sind. Das war im Sommer des Jahres 2017. Es war sein Hinweis darauf, dass zwar die Mauer aus der Renaissance sehr alt, die mittelalterliche Stadt und die baulichen Zeugnisse der Römer noch viel älter, die Luccheser selber aber up to date sind. Ein langer Faden führt auch von Vorarlberg in die Toskana. Auf der größten Seebühne der Welt war die Chinesische Mauer als Kulisse aufgebaut. Und der Komponist der Oper Turandot, die die Bregenzer Festspiele aufführten, ist im Jahr 1858 in Lucca geboren. Auf den Spuren des berühmten Sohnes der Stadt entdeckt man Maestro Giacomo Puccini zunächst als Statue, vor seinem Geburtshaus auf einem Sessel sitzend. Die originalgetreu restaurierten Räume, in denen er lebte, die Briefe, die er schrieb, und der Flügel, an dem Giacomo Puccini komponierte, und selbst die Kleidung, die er trug: Alles ist im wunderbaren Puccini-Museum zu sehen. „Tutto Puccini“, alles Puccini, wie Carol Lucchesi von „Lucca Promos“ über die Vielfalt der Schauplätze in der Stadt Lucca und der gleichnamigen Provinz sagt.
Eine großartige Parkanlage
Die Villa Reale aber will sie nicht außen vor lassen. Alle Sinne werden angesprochen in der 16 Hektar großen Parkanlage nur acht Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Botanisch Interessierte sind hier in ihrem Element.
Stundenlanges Lustwandeln in den Gärten nach italienischen oder spanischen Vorbildern, dem Zitronengarten, vorbei an der Grotte des Pan oder des Teatro di Verzura lassen den Alltag vergessen. Riesige Steineichen und immergrüne Magnolien
Fortsetzung auf Seite G2