Pizzapause mit Panorama

Sizilien: In der Madonie erwarten Wanderer im Frühling stille Wälder und mittelalterliche Dörfer.
Francesco, bist du auf Diät? Salvatore von der Cin-Cin- Bar im Bergstädtchen Castelbuono scherzt gerne. Er weiß zu genau, dass sein fülliger Nachbar nur schweren Gewissens auf die süßen Verlockungen in seiner Auslage verzichten kann. Die Bar ist eigentlich mehr Eiscafé und Konditorei und auf jeden Fall ein beliebter Treffpunkt an der Piazza Margherita. „Diät bringt eh nichts. Mach mir doch eine klitzekleine Brioche“, erwidert Francesco laut lachend. Er meint damit ein aufgeschnittenes Milchbrötchen, gefüllt mit einer Riesenkugel Stracciatella, seiner Lieblingseissorte. In puncto Kalorien ersetzt das mindestens eine Mahlzeit.
Eiscreme geht in Sizilien immer, selbst wenn alle draußen noch in Pullover und Jacke unterwegs sind. Und das Eis von Salvatore ist auch noch besonders lecker. Der Maestro Gelatiere, der Eismachermeister, hat seine Kunst schon im ganzen Land und darüber hinaus präsentiert – von Palermo bis Schanghai.
Castelbuono gilt zwar als lebendiges Zentrum der Madonie, dem Küstengebirge hinter der Nordküste bei Cefalu, aber vor Überfüllung braucht sich dort oben keiner zu fürchten. Im Hochsommer, wenn halb Italien in Sizilien und halb Palermo in der Madonie unterwegs ist, herrscht manchmal etwas Trubel, genauer gesagt Verkehrsstau in den Straßen und steilen Pflastergassen. Nur an der mittelalterlichen Piazza Margherita ist es auch sonst gerne etwas lebhafter. Vor allem abends treffen sich dort zwischen Rathaus, Kirche und Uhrturm viele Einheimische zum Aperitif und Plaudern. Ein paar Touristen mischen sich darunter. Meistens sind es Kulturreisende mit iPad und Baedeker, die sich für das wuchtige Castello und die Fresken in der Chiesa Matrice Vecchia interessieren. Oder eine kleine Wandergruppe, wie sie gerade mit Bernardo um die Ecke biegt und bei Salvatore eine Gelato-Pause einlegt. Wanderguide Bernardo heißt eigentlich Bernd und ist ein waschechter Wiener. Aber nach vielen Jahren in Sizilien hat sich sein Vorname etwas dem lokalen Duktus angepasst. „Hast du ein Stück Pizza für mich?“, fragt er bei Salvatore nach. Bernardo
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