VN-Reisebericht: Costa Ricas wilder Süden

Pura Vida – abseits der gewohnten Pfade
San José Bereits der 45-minütige Inlandsflug mit einer 13-sitzigen Propellermaschine vom San José International Airport nach Drake Bay im Süden Costa Ricas ist ein Highlight. Da die Flughöhe mit dieser kleinen Maschine nicht allzu hoch ist, bekommen wir einen ersten gigantischen Ausblick auf das unersättliche Grün dieses kleinen Landes und die beeindruckende Pazifikküste. Der Flug geht vorbei am Marino Ballena Nationalpark, dessen besonderes Kennzeichen sein Strand in Form einer Walflosse ist, die bei Ebbe durch die vorgelagerten Sandbänke sichtbar wird. Der kleine Ort Drake befindet sich an der Westküste der Halbinsel Osa im Südwesten Costa Ricas, die zu den heißesten und gleichzeitig regenreichsten Gegenden Costa Ricas gehört. Hier werden wir bereits erwartet und mit einem kleinen Boot zu unserer Lodge „Las Caletas“ gebracht. Da es hier keinen Bootshafen oder Anlegestellen für die Lodges gibt, können wir das Boot nur durch Aussteigen im seichten Wasser verlassen – barfuß also! In der Lodge angekommen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: Es ist der perfekte Ort, um abzuschalten. Die prachtvolle Anlage besticht vor allem durch ihren atemberaubenden Ausblick auf den Pazifik und die umliegende Flora. Der Costa Ricaner David Argüello und die Schweizerin Jolanda Hess haben das Grundstück 1991 erworben, 1992 beschlossen sie, sich dort niederzulassen und etwas Eigenes aufzubauen. Wo früher nur das einfache Haupthaus mit zwei Kajütenbetten stand, die sporadisch an abenteuerlustige Reisende vermietet wurden, befindet sich heute nach vielen Zu- und Umbauten das Juwel der sympathischen Gastgeber. Das Hauptaugenmerk legen die beiden auf den Umweltschutz. Was möglich ist, wird recycelt, der Strom wird aus Solarzellen generiert. Uns fällt besonders der Verzicht auf Einwegwasserflaschen und sonstige Einwegplastikprodukte auf. Was in Europa erst langsam umgesetzt wird, wird in Costa Rica seit vielen Jahren an zahlreichen Orten gelebt. Nicht zuletzt deshalb ist das kleine Land in Zentralamerika für seinen Ökotourismus bekannt.

Tierische Mitbewohner
Der pazifische Tieflandregenwald, der die Lodge umgibt, beherbergt dünnblättrige, immergrüne Pflanzenarten, die hier in den warmen und feuchten Flachlandgebieten der Tropen ideale Bedingungen vorfinden. Es ist daher auch Tummelplatz für viele exotische Tiere. Gleich bei der Ankunft werden wir angewiesen, keine Gegenstände wie Sandalen, Handtücher oder Essbares vor den Zimmern zu hinterlassen, da die Kreativität diebischer Affen keine Grenzen kennt. Begegnungen mit Weißschulter-Kapuzineraffen, Brüllaffen und Klammeraffen sind hier keine Seltenheit. Beobachten kann man auch Braunrückentukane, Aracaris (eine Tukanart), rote Aras und unzählige weitere Vögel und Insekten. Abends darf man sich dann auf die Zikaden freuen, die oft ein sehr lautes Konzert anstimmen. Am ersten Morgen wird uns auch klar, woher der Brüllaffe seinen Namen hat. Im Morgengrauen werden wir von seinen brüllenden News geweckt. Einen Wecker braucht man hier auch bei frühen Touren nicht. Die Umgebung erkundet man am besten zu Fuß und dabei muss es nicht immer der Sandstrand sein. Direkt auf dem Gelände startet ein schmaler Pfad Richtung Drake, auf dem man den Urwald hautnah erleben darf.
Kulinarisches Paradies
Typisch costa-ricanisch kommen zum Frühstück unter anderem frische Früchte und Gallo Pinto, der in ganz Zentralamerika berühmte Reis mit Bohnen, auf den Tisch. Pünktlich um 18.30 Uhr wird für alle gemeinsam am großen Tisch im Open-Air-Esszimmer, dem Herzen des Hauses, mit einem wunderschönen Blick auf das Meer und den Wald, das Abendessen serviert. Speisekarten braucht es keine, denn gekocht wird für alle, was nachmittags auf dem Markt eingekauft wurde und Platz auf dem Boot hat. Dabei zaubert das kleine Küchenteam wahre Schätze auf den Tisch. Während wir unser Essen und das Pura Vida – das reine Leben – genießen werden am Tisch spannende Abenteuergeschichten mit den anderen Reisenden ausgetauscht.

Wildlife Corcovado Nationalpark
Die Lodge „Las Caletas“ befindet sich in einer geschützten Pufferzone zum Corcovado Nationalpark. Insgesamt hat sich die Natur hier in den letzten 25 Jahren durch den Tourismus eher erholt, sodass die meisten Bewohner der Region heute direkt oder indirekt vom Tourismus leben können. Das Interesse an der Erhaltung der Natur ist deshalb sehr groß. Der Corcovado Nationalpark mit einer Fläche von 41.788 Hektar gehört aufgrund der Dichte vieler vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu den biologisch bedeutendsten Plätzen der Welt und beherbergt 13 Ökosysteme. Mit dem Boot erreichen wir nach einer Stunde von der Lodge die Ranger Station Sirena und wenn man Glück hat, sieht man auf dem Weg dorthin Delphine oder Wale. Man muss dafür schon ziemlich seefest sein, weil der Wellengang hier schon extrem hoch ist. Der Nationalpark bietet optimale Voraussetzungen für seltene Tier- und Pflanzenarten, wie etwa gigantische Mahagoni-Bäume. Um Tapire, Totenkopfäffchen, Nasenbären, Schlangen, Faultiere etc. zu beobachten, bieten die frühen Morgenstunden die optimalsten Voraussetzungen. Eine Erkundung ist nur mit ausgebildeten Guides möglich. Ausgestattet mit einem modernen Teleskop-Fernrohr samt Stativ finden sie mit geschultem Auge jeden auch noch so kleinen Dschungelbewohner. Nur der für diese Gegend typische Vogel Quetzal wollte diesmal nicht vor die Linse fliegen. Für uns aber ein guter Grund, bald schon wieder den von den Touristen nicht so besuchten Pfaden des wilden Südens zu folgen.
Costa Rica
Hauptstadt San José
Währung Colón
Sprache Spanisch
Reisezeit Die beste Reisezeit ist von Dezember bis April (Trockenzeit).
Reisen im Land Mit Inlandsflügen, Tourguide oder Mietauto.
Unterkunft Las Caletas, www.caletaslodgedrake.com