Madeira: Insel der Gärtner

Botanische Gärten, Gartenhotels, Gartenführungen: Die Bewohner der Atlantikinsel haben den „grünen Daumen“.
Die Magnolien sind verblüht, ein dichter Blütenteppich bedeckt den Boden. Beim Spazieren knackt und knirscht es deshalb unter den Füßen. Ein gigantischer Rhododendron ragt wie ein rosafarbener, lebender Turm in den Himmel – die prächtigen Büsche mit Herkunft im Himalaya haben im Mai ihre beste Zeit. In Serpentinen schlängeln sich Pfade durch den üppigen Garten, dazwischen liegen Häuschen im Cottage-Stil. „Vor 25 Jahren haben wir angefangen zu pflanzen“, sagt Pedro Costa Neves. „Wir sind 700 Meter über dem Meeresspiegel, das ist die ideale Höhe für Magnolien, Kamelien und Azaleen.“ Rund um den 5000 Quadratmeter großen Garten erstreckt sich ein urwüchsiger Lorbeerwald. Der Gärtner und seine Frau Filomena Goncalves sind eigentlich Ärzte, doch nebenbei zeigen sie Besuchern ihren Park und vermieten Zimmer. Pedro Costa Neves pflückt eine tiefblaue Blüte – sie ist so makellos und ebenmäßig geformt, dass man sie für eine Plastikblume halten könnte. „Je kühler die Nächte sind, desto blauer werden die Kamelien“, erklärt er. Der Garten ist seine Leidenschaft – wie für die meisten Bewohner Madeiras. Die Insulaner hatten schon immer einen „grünen Daumen“. Ihre Hausgärten wurden ab Mitte des 17. Jahrhunderts durch englische Gärten bereichert, als Großbritannien in den Handel mit Madeira-Wein einstieg.
3000 Pflanzenarten
Die reichen Besitzer der Handelshäuser errichteten sich „Quintas“ – prächtige Güter mit Herrenhaus, Waldbestand, Plantage und Garten. Es brach ein regelrechter Wettstreit aus, wer die exotischsten Gärten besaß. An neuen Gewächsen bestand kein Mangel: Viele Auswanderer brachten Setzlinge aus aller Welt zurück in die Heimat – fast 3000 Arten sind inzwischen katalogisiert.
Manche der historischen Quintas wurden in Hotels verwandelt, zum Beispiel die Quinta da Casa Branca, einst Weingut, später Bananenplantage, heute ein Gartenhotel. „Die Plantage war unser Spielplatz“, sagt Afonso Tavares da Silva, graues
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