Roadtrip durch Alaska

Der Seward Highway ist eine der schönsten Panoramastraßen Amerikas. Mit wilden Tieren ist hier stets zu rechnen.
Stau auf dem Seward Highway bei Milemarker 82. Grund ist nicht zu hohes Verkehrsaufkommen, sondern eine Elchkuh, die seelenruhig mit ihrem Kalb auf dem Mittelstreifen entlang schlendert. Irgendwann hat sie genug von Autos und biegt ins Unterholz ab. Auf dem Seward Highway, der Alaskas größte Stadt Anchorage mit dem Hafenstädtchen Seward an der südlich davon gelegenen Resurrection Bay verbindet, gibt es ständig etwas zu sehen. Der 200 km lange Seward Highway gehört zu Amerikas schönsten Panoramastraßen und darf den hochtrabenden Titel „All-American Road and National Scenic Byway“ führen. Allerdings gehört er auch zu den gefährlichsten Highways der USA. Vor allem im Winter zeigt er seine Zähne, wenn die Autofahrer inmitten heulender Schneestürme nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Oder wenn Lawinen die Fahrbahn für viele Stunden, manchmal Tage, unpassierbar machen. Zunächst geht es am schmalen Turnagain-Meeresarm entlang, an dessen gegenüberliegendem Ufer schneebedeckte Bergspitzen in den Himmel ragen. Möglicherweise müssen Autofahrer schon kurz hinter der südlichen Stadtgrenze von Anchorage rechts ranfahren, wenn beispielsweise zwei Dutzend kanadische Wildgänse zum Landeanflug in Potter’s Marsh ansetzen, einem Sumpfgebiet, das sich zur linken Seite des Highways ausbreitet. Es dient Abertausenden Zug- und Wasservögeln als Nistgebiet.
Ebenso wie der ihn speisende Cook Inlet verzeichnet der Turnagain Arm den zweithöchsten Tidenhub der Welt mit bis zu neun Metern Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Daher ist das Wasser im Meeresarm ständig in heftiger Bewegung. Die hier entstehenden Gezeitenwellen – „Bore Tides“ genannt – rufen Wellenreiter, Wind- und Kitesurfer auf den Plan. Die eisigen Wassertemperaturen scheinen dem Spaß keinen Abbruch zu tun. Wozu gibt es dicke Neoprenanzüge? Ein paar Meilen weiter bahnt