Burgenland: Hochgenuss mit allen Sinnen

Reise / 08.11.2020 • 11:00 Uhr
Burgenland: Hochgenuss mit allen Sinnen

Im Burgenland fühlen sich Feinschmecker und feine Geister wohl. 

Eisenstadt Was gemeinhin Ärzte oder Apotheker tun, nämlich Mittel für das Wohlbefinden zu verordnen, kann auch diese Frau im mittelburgenländischen Neckenmarkt. Für Arzneien ist sie zwar nicht zuständig, dafür aber für jene kulinarischen „Drogen“, die in ihrem Gasthof „Zur Traube“ rezeptfrei erhältlich sind. Anni Glatz sagt von sich selbst, sie habe das Wirten nie gelernt. Genau das aber beherrscht die bodenständige 68-Jährige aus dem Effeff. Das Konzept der liebenswerten Gastgeberin geht voll auf: „Esst bei mir das, was ihr woanders so nicht bekommt!“ Mit ihrem schon fast entscheidenden „Also schau“ beginnt sie, ihre pannonischen Schmankerl zu verschreiben – Pardon, zu empfehlen. Bohnensterz mit Rahmsuppe, Kraut- und Wildsuppe sowie eine Variation pikanter Strudel. Für den Anfang. Den herzhaften Wildgerichten, diversen Knödelspezialitäten und Blaukraut können die Gäste genauso wenig widerstehen wie diesen süßen Versuchungen danach: Bsouffani Liesl (mit Weißwein übergossener Gugelhupf), Topfen-Mohnknöderl und in Nuss gewälzte Grießschnitte. Aus homöopathischen Dosen besteht das Menü freilich nicht, die feine Weinbegleitung lässt es dennoch beinahe leicht und gut verträglich erscheinen. Der Wein und die Menschen, die ihn machen, spielen im Burgenland, das im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, seit jeher eine bedeutende Rolle.

Burgenland: Hochgenuss mit allen Sinnen

Darauf freut sich auch Albert Gesellmann, der mit Auszeichnungen hochdekorierte Winzer in Deutschkreutz. Sein Weingut gilt als eines der Top-Weingüter Österreichs. Seine Weine lassen die Herzen der Weinkenner und jener, die es werden wollen, höher schlagen. In seinem Weingarten und im Verkostungsraum erzählt Gesellmann derart spannend von seiner Arbeit, dass ihm seine Jünger den Wein förmlich aus der Hand trinken möchten. Gern lauscht man den faszinierenden Geschichten und erfährt, wie das ist, einen Teil des Weingartens mit dem Pferd zu bestellen, so wie früher. Dass er sehr heikle französische Berufskollegen aus Bordeaux und dem Burgund von seinem Können überzeugen konnte, freut ihn ganz besonders: „Die haben meinen Blaufränkischen plötzlich nicht mehr belächelt und sogar Englisch mit mir gesprochen.“ Er lüftet auch eines seiner Erfolgsgeheimnisse. „Je älter der Rebstock, desto besser ist die Balance im Wein.“ Es trifft sich also gut, dass er Rebstöcke besitzt, die schon seit 95 Jahren in seinem Weingarten stehen. Als des Winzers Handschrift bezeichnet Gesellmann die Cuvées aus einer individuellen Assemblage verschiedener Weine.

Vom Oberjägerhaus zum Hotel

Nur 14 Kilometer weiter liegt das Schloss Lackenbach. Früher sei es ein Wasserschloss gewesen, dennoch habe er eine Endlos-Schwimmanlage nicht durchsetzen können, erzählt schmunzelnd Philipp Patzel, Direktor des Hotels „Zum Oberjäger“. Bereits im Jahr 2006 wurden der Stallungstrakt und das Arboretum saniert und zu einem Museums- und Veranstaltungsbereich ausgebaut. Der Eisenstädter Florian Bayer, dessen Eltern aus Lustenau stammen, ist Leiter der historischen Sammlungen der Esterhazy-Privatstiftung und führt gelegentlich selbst durch die beeindruckende Ausstellung rund um die Jagdtradition der Fürsten Esterházy. Im ehemaligen Wohnhaus des Oberjägers wurden großzügige Gästezimmer nach den Ideen des Wiener Design-Studios POLKA eingerichtet. Erst 2019 entstanden im Westtrakt des Hauptgebäudes weitere Gästezimmer mit Zugang über den zentralen Arkadenhof des Schlosses. Neu, nämlich im Frühjahr 2020, kam der große Salon mit Frühstücksterrasse dazu. Das wechselnde Frühstücksmenü garantiert übrigens einen fabelhaften Auftakt in den Tag: Orangen-Karotten-Shot, Bio-Joghurt mit Granatäpfeln und Pinienkernen, Hummus, Falafel, Prosciutto, Büffelmozzarella, confierte Tomaten, geröstetes Gemüse, gefolgt von Eiern Benedict mit Avocado und – als „die Sünde danach“ – Marillenpalatschinken.

Das Franz-Liszt-Konzerthaus befindet sich in Raiding. <span class="copyright">Edith Rhomberg</span>
Das Franz-Liszt-Konzerthaus befindet sich in Raiding. Edith Rhomberg

Keine Sünde ist es hingegen, dem jährlichen Liszt-Festival in Raiding zu frönen, das Liszt-Interpreten und Liszt-Fans aus aller Welt anzieht. In der Marktgemeinde Raiding im idyllischen Mittelburgenland befindet sich das Geburtshaus Franz Liszts – hier wurde er am 22. Oktober 1811 geboren. Sein Vater Adam Liszt war hier als Schäferei-Verwalter tätig. In dem noch erhaltenen Teil des ehemaligen Meierhofs der Fürsten Esterházy ist ein Museum eingerichtet, wo die frühen Entwicklungsjahre und die Weltkarriere des Virtuosen betrachten werden können. Neben dem historischen Geburtshaus wurde 2006 ein Konzerthaus errichtet, dessen Saal mit 580 Sitzplätzen eine hervorragende Akustik, auch für den hauseigenen Steinway-Flügel, auszeichnet. Die Architektur für das kulturelle Projekt „sehen – hören – erleben“ stammt aus dem Atelier Kempe Thill aus den Niederlanden. Edith Rhomberg

Burgenland

Saison ganzjährig

Infos Burgenland Tourismus burgenland.info

Aktuell gratis Corona-Storno Versicherung, 75 Euro Winter-Bonusticket

Burg Forchtenstein Winterführungen Montag bis Donnerstag um 11 und 13 Uhr, Freitag bis Sonntag um 11, 13 und 15 Uhr.