In Watstiefeln zur Wall Street

Die Flusswanderung entlang des Virgin Rivers im Zion-Nationalpark zählt zu den schönsten Wanderungen der USA.
Schon beim ersten Anblick des Zion-Nationalparks im US-Bundesstaat Utah dudelt eine Endlosschleife mit Westernmelodien in unseren Gehirnen. Die tiefroten Felswände und die mustergültigen Plateauberge kennt jedes Kind aus zahllosen Western und Werbespots. Und wo sich früher John Wayne und Clint Eastwood balgten, warten auf uns Hobbycowboys zahllose grandiose Hikes. Die Mormonen lebten hier einst in ständiger Sorge um ihre Longhorns und mussten permanent mit Indianerangriffen rechnen. Ein hartes Leben, ohne Raum und Zeit für einen schwärmerischen Blick auf die Landschaft. Dennoch nannten sie ihre Ansiedlung Zion, nach dem Psalm 48,3 der Bibel: „Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion.“ Heute zählt die monumentale Felsenlandschaft des Zions zu einem der beliebtesten Nationalparks der USA. Und das aus gutem Grund. Mit dem kostenlosen Park-Shuttle steuern wir direkt in das monumentale Felsenkino hinein.
Gigantische Felsformationen
Gleich am Parkeingang bilden die „Towers of the Virgin“ eine massive Felswand. Daneben ragen Dutzende tempelähnlicher Gebilde aus knallrotem Sandstein in das stählerne Blau des Himmels. Vorbei am „Watchman“, einem weiteren Felsgiganten, der tatsächlich über das Tal zu wachen scheint, gelangen wir zum „Court of the Patriarchs“. Auch diese drei Felstürme ragen beinahe senkrecht in die Höhe. Bei der Busstation „The Grotto“ steigen bereits etliche Wanderer aus. Hier startet ein luftiger, zum Teil mit Stahlseilen gesicherter Trail zum „Angel’s Landing“. Ja, nomen est omen. Für diesen Trip zum Landeplatz der Engel ist Schwindelfreiheit nötig. Doch die meisten Wanderer im Bus warten bis zur letzten Haltestelle „Temple of Sinawawa“. Sie sind ohnehin an ihrem Neopren- oder Wathosen-Outfit erkennbar. Trotz 28 Grad im Schatten und schönstem Sonnenschein zieht es sie alle in die schattigen „Narrows“: eine enge Schlucht, die der Virgin River über Jahre hinweg durch das Bergmassiv gefräst hat. Ebendieser Fluss ist für uns der Weg. Gut 60 Prozent