Nova Scotia in Kanadas Osten: Wo die Bäume leuchten und der Hummer zum Alltag gehört.

Halifax Das Feuer knistert gemütlich im Kamin meines Zimmers, vor dem Fenster huschen ab und zu Eichhörnchen vorbei und die Wellen brechen hinter den rot leuchtenden Bäumen sanft auf den Strand am White Point. Es ist Herbst im kanadischen Bundesstaat Nova Scotia und damit die ideale Zeit für einen Besuch im äußersten Südosten des Landes, nur unweit der amerikanischen Grenze. Genau diese Ruhe und die Langsamkeit sind es, die die gebürtige Schweizerin Beatrice Stutz schon seit über 20 Jahren in Nova Scotia halten. Als ihr Vater das Anwesen in der Nähe des Städtchens Wolfville kaufte, um daraus im Jahr 2000 das Weingut Grand Pré zu machen, zog sie mit Sack und Pack nach Kanada und arbeitet seither im erfolgreichen Familienbetrieb mit.

Hochwertige Weine
Auf ihre Zeit im Rheintal blickt die Wahlkanadierin trotzdem gerne zurück. „In Dornbirn waren wir immer gerne Chinesisch essen“, erinnert sie sich mit einem Lachen, als sie erfährt, dass ich aus Vorarlberg komme. Qualitätswein gab es zur Zeit, als sie nach Kanada kam, in der Region noch keinen. Das Weingut Grand Pré nahm hier die Vorreiterrolle ein. „Den Trend haben inzwischen aber auch andere erkannt. Immer mehr Weingüter produzieren hochwertigen Wein hier in der Gegend“, erzählt Beatrice mit großer Freude.

Neben der Besichtigung historischer Stätten können Touristen nun also auch verschiedene Weingüter besuchen und unterschiedliche Weine verkosten. Kulinarisch gesehen kommen Reisende in Nova Scotia ohnehin auf ihre Kosten. Zumindest die, die mit Meeresfrüchten, insbesondere Hummer etwas anfangen können. An wenigen Orten der Welt findet man so viel Hummer zu so günstigen Preisen auf den Speisekarten der Restaurants. Pam Wamback von Tourism Nova Scotia ist Expertin, wenn es um das Thema Hummer geht. „Im 18. und 19. Jahrhundert war es das Essen für Arme. Die Tiere wurden teilweise an Land gespült und als Dünger auf die Felder geschmissen“, erzählt die Kanadierin, die selbst nach all den Jahren noch mit großer Leidenschaft Hummer isst. So sehr, dass sie auf ihrer Instagram-Seite „ladyloveslobster“ viele Tipps rund um das Thema veröffentlicht.

Hummer in allen Variationen
Noch heute gehört der Hummerfang zu den größten Industrien der zweitkleinsten Provinz Kanadas. Exportiert werden die Tiere vor allem nach China, Südkorea und Europa. Was bei uns nur in Luxusrestaurants für viel Geld erhältlich ist, kann man sich in Nova Scotia vergleichsweise einfach leisten. Egal, ob in Form von Suppe, als Sandwich, im Ganzen, im ausgefallenen Cocktail namens Lobster Mary oder als Veredelung von klassischen Mac and Cheese – die Speisekarten sind voll von allen nur vorstellbaren Gerichten mit Hummer. Aber auch Fisch, Austern und andere Köstlichkeiten werden in ausgezeichneter Qualität serviert.


Der Herbst leuchtet in allen Farben
Nebst all den kulinarischen Highlights ist es aber die Natur, die eine Reise nach Nova Scotia gerade im Herbst so besonders macht. „Es ist ein bisschen wie im Paradies“, schwärmt Beatrice Stutz und meint damit unter anderem die Waschbären, Eichhörnchen, Stinktiere und Adler, die man hier bei Spaziergängen wie selbstverständlich entdeckt. Im Oktober leuchten zudem die Bäume in allen erdenklichen Rot-, Orange- und Gelbtönen. Besonders eindrucksvoll wird dies im Kejimkujik Nationalpark. Auf 381 Quadratkilometern kann man hier auf den Spuren der Mi‘kmaq radfahren, wandern, kanufahren, schwimmen und campen.


Die Mi‘kmaq sind die Ureinwohner der Region und gehören zu den First Nations in Kanada. Seit Tausenden Jahren leben sie in den Wäldern und an den Küsten Nova Scotias. „Ihre traditionelle Lebensweise war stark mit der Natur und den Wasserwegen verbunden, die sie zum Jagen, Fischen und Reisen nutzten. Im Kejimkujik Nationalpark hinterließen sie eine Vielzahl von Petroglyphen – Steinritzungen – die Szenen ihres alltäglichen Lebens, ihrer Jagd und ihrer spirituellen Rituale darstellen“, erklärt uns Guide Jonathan, der selbst ein Nachkomme der Mi‘kmaq ist.

Auf alten Wasserwegen reisen
Die alten Wasserwege der Mi’kmaq, die einst zwischen der Bay of Fundy im Norden Nova Scotias und der Atlantikküste genutzt wurden, sind heute ein Highlight für alle, die die Natur und Geschichte der Region erleben möchten. Geführte Touren zu den Petroglyphen am Ufer des Kejimkujik-Sees bieten faszinierende Einblicke in das Leben der Ureinwohner, deren Jagd- und Alltagsszenen in über 500 Felsgravuren festgehalten sind. Jonathan findet die Zeichnungen ohne Probleme und erklärt uns unter anderem die Bedeutung des Segelschiffs, das bei genauerer Betrachtung nun auch für uns eindeutig zu erkennen ist.

Um die Zeichnungen zu schützen, dürfen die Felsen nur noch barfuß und mit Guide betreten werden. Das war nicht immer so. Aus diesem Grund kann man neben einer uralten Inschrift auch gerne mal ein weniger altes „Mary loves John“ finden. Jonathan sieht aber auch diese Inschriften mehr als Dokumentation der Geschichte der Menschheit, als sich darüber zu ärgern: „Auch all das erzählt eine Geschichte, genauso wie der Fakt, dass seit rund 20 Jahren keine neuen Zeichnungen mehr dazugekommen sind, weil wir den Platz nun schützen.“ Doch nicht nur die Petroglyphen faszinieren uns an diesem Ort. Der Blick auf die leuchtenden Bäume vor dem dunkel gefärbten Wasser ist traumhaft schön. Noch mehr könnte das Klischee vom kanadischen Herbst wohl nicht erfüllt sein als hier, am östlichsten Ende des Landes in der Provinz Nova Scotia.

Nova Scotia
Lage Nova Scotia befindet sich im Südwesten Kanadas.
Anreise Edelweiss fliegt ab dem 3. Juli 2025 bis Anfang Oktober immer donnerstags und sonntags nonstop von Zürich nach Halifax, Nova Scotia. Buchbar auf flyedelweiss.com
Weitere Infos Viele nützliche Tipps auf www.novascotia.com
Übernachtung Evangeline Hotel, Oak Island Resort & Conference Centre, White Point Beach Resort
Wein Grand Pre Winery
Halifax: Hafenstadt mit Charme

Stadt Halifax ist die charmante Hauptstadt Nova Scotias und liegt direkt am Atlantik. Mit ihren 400.000 Einwohnern ist sie recht überschaubar. Ein Spaziergang am Hafen entlang und durch das Zentrum lohnt sich aber, denn es gibt einige historische Gebäude zu entdecken. Wer guten Kaffee sucht, findet diesen unter anderem in der Weird Harbour Espresso Bar. Kulinarische Köstlichkeiten und schönes Handwerk gibt es immer samstags im Halifax Seaport Farmers‘ Market.
Stadttour mit dem Harbour Hopper
Einen tollen Einblick in die Highlights der Stadt bekommt man bei einer Harbour Hopper Tour, die erst auf vier Rädern durch Halifax führt, bevor sich das Amphibienfahrzeug, ein Relikt aus dem Vietnamkrieg, in ein Boot verwandelt und einen tollen Blick vom Wasser aus auf den Hafen bietet.


Der Leuchtturm von Peggy’s Cove

Fotomotiv Entlang der Küste von Nova Scotia gibt es mehr als 160 Leuchttürme aber kaum einer wurde so oft fotografiert, wie der Leuchtturm im Fischerdorf Peggy’s Cove. Der 1915 gebaute Leuchtturm dient noch heute den vielen Booten, die vor der Küste auf Hummerfang gehen. Das Dorf selbst verzaubert mit seinen kleinen, bunten Häusern.