Herbergssuche endete in Meschach

Spezial / 23.12.2012 • 19:21 Uhr
Russ-Preis-Träger Walter Fehle zeigt Julia, Elena, Leon und Christoph Vorarlbergs älteste Krippe. Sie steht über Weihnachten in Meschach. Foto: VN/Paulitsch
Russ-Preis-Träger Walter Fehle zeigt Julia, Elena, Leon und Christoph Vorarlbergs älteste Krippe. Sie steht über Weihnachten in Meschach. Foto: VN/Paulitsch

Vorarlbergs älteste Krippendarstellung wäre um ein Haar verloren gegangen.

Götzis. „Also wir müssen jetzt“, verabschieden sich die Damen vom „Vorarlberg Museum“, und Walter Fehle (74) lässt noch einen prüfenden Blick übers Ensemble streifen: Maria, Josef, das Kind, zwei Hirten. Alles da. Auch das Schaf, das innen ausgehöhlt die Urkunde in sich barg, welche die Mesch­acher Krippe als älteste Vorarlbergs ausweist. Das Jahr über stehen sie im Museum. Über Weihnachten kehren die Krippenfiguren nach Meschach zurück.

Die Kinder aus der nahen Volksschule würden das Schaf gerne streicheln. Aber da wehrt Fehle ab. Nur den Boden fasst er mit bloßen Händen an. Die Figuren selbst hat Erasmus Kern 1624 für die Stadtpfarre seiner Heimatstadt Feldkirch in Form gebracht. Für die ziehen sich Fehle und der Meschacher Mesner Günter Lampert (63) weiße Handschuhe an.

Nicht immer ist Vorarlbergs älteste Krippe so pfleglich behandelt worden. Zwischen 1624 und 1875 zierte sie den Feldkircher Dom St. Nikolaus. Dann wollte sie der Stadtpfarrer nicht mehr haben. Ehe er „das alte Glump“ vollends entsorgen konnte, griff der aus Meschach gebürtige damalige Kaplan Johann Georg Bell ein und brachte 1875 die Krippenfiguren nach Mesch­ach. Für die kleine Götzner Expositur wären sie doch allemal gut genug, fand er.

Jahre auf dem Speicher

Auch in Meschach endete die Herbergssuche der Krippenfiguren vorerst unglücklich. Bis 1911 verstaubten die Figuren auf einem Speicher. Dann aber erinnerte man sich ihrer. Das inzwischen verloren gegangene Jesuskind wurde 1951 vom Fraxner Holzschnitzer Jakob Summer ersetzt. 1957 begannen die Figuren zwischen Landesmuseum und der kleinen Meschacher Kirche zu pendeln. „Vor zwei Jahren wurde das Ensemble um 18.000 Euro in Wien restauriert.“ Toni-Russ-Preis-Träger Walter Fehles Blick bleibt auf der Muttergottes haften. Deren Darstellung bewundert er am meisten. Wenn in der Christmette heuer der Priester Wolfram Meusburger am Altar steht, wird Pfarrkirchenrat Fehle mit rund 100 anderen Götznern und Meschachern in der kleinen Kirche Weihnachten feiern. Stimmungsvoller kann man das kaum.

Zumal sich die Götzner mächtig ins Zeug legten, damit in Meschach überhaupt noch Messen gefeiert werden. Es ist schon ein Weilchen her, dass der damalige Bischof Elmar Fischer ihnen eröffnen musste, dass wegen Personalknappheit die Diözese für Meschach keinen Priester mehr vorsehen konnte. Seither organisiert Fehle selber aus dem ganzen Land Seelsorger. Damit die Sonntage Sonntage bleiben in Meschach.