Theologen sehen nach Pontifikat große Krise

Spezial / 28.02.2013 • 22:15 Uhr
Auch gestern nahmen Tausende Pilger und Touristen Abschied von Papst Benedikt XVI. Foto: Reuters
Auch gestern nahmen Tausende Pilger und Touristen Abschied von Papst Benedikt XVI. Foto: Reuters

Vatikanstadt. Während seines knapp achtjährigen Pontifikats hat der Papst nach Ansicht des Schweizer Theologen Hans Küng wichtige Reformen verhindert. Sowohl unter dem Vorgänger Johannes Paul II. als auch unter Benedikt XVI. habe es einen „Reformstau sondergleichen“ gegeben, sagte Küng in einem Interview.

Bei Fragen wie Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsabbruch und Ehescheidung müsse sich die Kirche bewegen, um nicht noch mehr Anhänger zu verlieren. Der Riss zwischen Vatikan und Kirchenbasis sei größer geworden.

„Die Kirche ist jetzt in einer tiefen Krise“, so Küng zum Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. Notwendig sei ein mutiger Nachfolger, um die Probleme zu lösen.

Aus Sicht des Befreiungstheologen Leonardo Boff war Benedikt XVI. „ein Papst ohne Charisma, der die Kirche nicht zu regieren wusste“. Zurückgetreten sei er aus Verzweiflung, da er die römische Kurie nicht mehr habe kontrollieren können.

Der neue Papst müsse jemand mit gesundem Menschenverstand wie etwa Johannes XXIII. sein, der das Leben und das Volk liebe und nicht Geisel veralteter Doktrinen sei: „Er muss Hirte sein und nicht jemand, der doktriniert und moralisiert; jemand, der aus der pastoralen Tätigkeit mit dem Volk kommt und nicht aus der Bürokratie.“ Boff geriet in den 80er-Jahren mit Kardinal Ratzinger in dessen Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation aneinander und legte 1992 sein Priesteramt nieder.