Franziskus geht sein Pontifikat behutsam an

Papst setzt an den Beginn ein Bekenntnis zur Einfachheit. Amtseinführung am Dienstag.
Vatikanstadt. Der neue Papst Franziskus ist gestern behutsam und bescheiden an die Arbeit gegangen. Wichtigster Punkt am ersten Tag im Amt war für das neue Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken eine Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle: „Wir können vieles aufbauen. Wenn wir aber Jesus Christus nicht verkünden, sind wir vielleicht eine barmherzige NGO (Nichtregierungsorganisation; Anm.), nicht aber die Kirche“, sagte Jorge Mario Bergoglio in seiner Predigt auf Italienisch.
Bekenntnis zur Einfachheit
Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio war am Mittwochabend zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt worden, der im Februar zurückgetreten war. Als Erster wählte er auch den Namen des heiligen Franziskus, der sich im 13. Jahrhundert im italienischen Assisi für die Armen einsetzte und einen Bettelorden gründete.
Bei seinem ersten Auftritt beeindruckte er die rund 100.000 Menschen auf dem Petersplatz vor allem mit Gesten der Bescheidenheit. Auch gestern erregte er Aufsehen, als er zunächst in der Basilika Santa Maria Maggiore betete und dann selbst sein Gepäck bei einem Hotel im Zentrum von Rom abholte.
„Ich glaube, wir werden ein Bekenntnis zu den Grundsätzen der Einfachheit sehen“, sagte der US-Kardinal Donald Wuerl. Der neue Papst sei freundlich, aber gleichzeitig fest. Er sei der Richtige für die Herausforderungen der Zeit. Kirche und Gläubige waren zuletzt wegen des Missbrauchsskandals, der internen Machtkämpfe und der Vatileaks-Affäre tief erschüttert.
Unmittelbar nach seiner Wahl sprach Franziskus mit seinem Vorgänger Benedikt, der sich in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo zurückgezogen hat. Nach dessen Rückzug hatte es Warnungen gegeben, dass es zu Konflikten zwischen dem ehemaligen und dem neuen Papst kommen könnte. Benedikts Vertrauter Georg Gänswein steht auch Franziskus zur Seite.
Am Sonntag dürfte Franziskus die auf dem Petersplatz in Rom versammelten Gläubigen segnen. Erst am Dienstag aber soll er im Beisein von prominenten Gästen aus aller Welt mit einer besonders feierlichen Messe offiziell in sein Amt eingeführt werden, wie Vatikansprecher Frederico Lombardi sagte.
Glückwünsche aus China
Glückwünsche erreichten den neuen Papst aus aller Welt. Unter den Gratulanten waren UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, US-Präsident Barack Obama, aber auch die chinesische Regierung, die offiziell gar keine Beziehungen zum Vatikan unterhält.
Franziskus ist der 266. Papst. Er soll nun die Kirche nicht nur nach den Skandalen beruhigen, sondern auch die vatikanische Verwaltung reformieren. Durch Vatileaks kamen Hinweise auf Machtkämpfe und Korruptionsvorwürfe ans Licht. Mit Spannung erwartet werden seine Personalentscheidungen. Allerdings wird der neue Papst wohl zunächst das gesamte Personal behalten und erst später neue Personen benennen, wie Vatikansprecher Lombardi sagte.
Wenn wir Christus nicht verkünden, sind wir nicht die Kirche.
Papst Franziskus
