„Kirche ist bei uns so voller Freude“

Bringt ein Papst aus Argentinien Schwung in die Kirche? Latinos hoffen das.
Schwarzach. (VN-tm) Beatriz Kaufmann (47) hatte ja keine Ahnung. Sie kam am Abend vom Pilates nach Hause, als ihr Mellauer Mann sie mit der frohen Botschaft erwartete. „Ganz stolz“ ist Beatriz nun, dass ihr Landsmann Bergoglio als Franziskus der erste lateinamerikanische Papst der Kirchengeschichte ist. Sie selber wuchs in Misiones auf. Die Provinz liegt im Nordosten Argentiniens. Touristen reisen an, um die Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zum brasilianischen Bundesstaat Paraná zu besuchen. Andere besichtigen die Überreste der sogenannten „Jesuitenreduktionen“. Zwischen 1609 und 1767 boten diese Siedlungen den Indios Schutz vor Sklavenjägern und Plünderern.
Freude am Glauben
Beatriz Kaufmann lebt seit 22 Jahren in Vorarlberg. Wenn sie sich etwas vom neuen Papst wünscht, dann, dass er ein wenig von der Lebensfreude in die europäische Kirche trägt, die sie aus den Gottesdiensten ihrer Heimat so gewohnt ist. „Dort herrscht so eine Freude. Die Menschen umarmen sich. Ich bin froh, dass du da bist, sagen sie einander.“ Der Pfarrmoderator von Dornbirn Hatlerdorf, Christian Stranz (47), kennt das gut. Von 1992 bis 2001 hat der Steyler Missionar in Argentinien gearbeitet. „Nach der Wahl von Papst Franziskus hab ich mich gleich bei einem Mitbruder in Buenos Aires erkundigt.“ Der bescheinigte dem neuen Papst Bescheidenheit. „Er hat unseren Armenpriestern ein eigenes Vikariat zugestanden.“ Die Steyler Missionare erzählen von einem guten Verhältnis.
Gerardo Rojas (61), der aus Mexiko stammt und in Lustenau lebt, weiß um die großen Hoffnungen gerade der einfachen Menschen aus Lateinamerika in die Kirche. Ihnen kommt Franziskus mit seinen Gesten sehr entgegen. Aber Rojas weiß aus seiner eigenen Heimat auch um manche unheilvolle Verquickung der Kirche mit rechtsextremer Politik. Er kennt neben dem Licht auch die Schatten. ##Thomas Matt##
Ein Mitbruder aus Buenos Aires lobte seine Bescheidenheit.
Christian Stranz