Warum der Bischof von Rom auch der Papst ist

Sonderstellung entstand als Abgrenzung zu Konstantinopel.
Dornbirn. (VN-gt) Franziskus ist Nachfolger von Benedikt XVI.. Wer aber war der Nachfolger von Petrus? Dass Petrus in den christlichen Gemeinden eine Führungsrolle hatte, ist unbestritten. Nach dem Tod von Jesus um das Jahr 30 dürfte er sich noch rund 20 Jahre lang in Israel bzw. Jerusalem aufgehalten haben. Erst um das Jahr 60 dürfte er nach Rom gekommen sein, wo er zwischen 64/67 unter Kaiser Nero gestorben ist.
Hat sich Petrus als Papst („Vater“) bezeichnet? Das ist sehr unwahrscheinlich. Der Titel war damals zwar bekannt, hatte aber einen ganz anderen Stellenwert. Viele Bischöfe in christlichen Gemeinden wurden ursprünglich als „Papst“ bezeichnet.
Jesus ließ Nachfolge offen
Erst rund 500 Jahre nach dem Tod Jesu wurde es üblich, die Anrede „Papst“ nur dem Bischof von Rom vorzubehalten. Vermutlich zur Abgrenzung gegenüber dem Bischof von Konstantinopel: Dieser legte sich nämlich den Titel ökumenischer „Patriarch“ zu. Beide, Papst und Patriarch, beanspruchten das kirchliche Universal-Primat.
Jesus hat weder für Petrus noch die übrigen Apostel Nachfolger bestellt. Die Weitergabe der Lehre Jesu wurde jedoch als selbstverständlich betrachtet, ebenso wie die Seelsorge und die Leitung von Gemeinden als „apostolische“ Aufgaben verstanden wurden.
So wird nach dem Ableben der Apostel das Legitimationsproblem akut: Welche Lehre bzw. Interpretation ist richtig? Das Problem wird gelöst, indem man sich an die griechisch-jüdische Vorgangsweise hält: Die Vollmacht zu lehren und eine Gemeinde zu leiten, wird durch amtliche Träger empfangen und weitergegeben.
Auf Petrus folgte Linus
Je größer der zeitliche Abstand zu den ersten Aposteln wurde, umso wichtiger wurde es – besonders in Rom – , auf eine lückenlose Nachfolge der Glaubenszeugen und Bischöfe verweisen zu können. Die älteste römische Bischofsliste wurde von Irenäus von Lyon im Jahr 180 überliefert.
Die ersten zehn von bisher 264 Bischöfen von Rom (Päpsten) waren: Petrus (64/67), Linus (64/67-79), Anaklet I. (79-90/92), Clemens I. (90/92-101), Evaristus (101-107), Alexander I. (107-116), Sixtus I. (116-125), Telesphorus (125-138), Hyginus (138-142) und Pius I. (142-154/155).