Ein ,,Kurz-Krieg“ mit vielen Toten
Mit Hochdruck bereitet die Regierung von US-Präsident Barack Obama einen „Kurz-Krieg“ (Originalton Pentagon) gegen das Regime in Syrien vor. Die Begründungen sind fast so zahlreich wie die Zahl der zu erwartenden Toten: Für Außenminister John Kerry ist der mutmaßliche Giftgas-Angriff „ein abscheuliches Verbrechen, das nicht ungestraft bleiben darf“. Auch die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens plädieren offen für eine militärische Bestrafung der „offenkundigen Kriegsverbrechen“. Ein gutes Dutzend weiterer Staaten wie die Türkei fordert wegen „Verletzungen des Völkerrechts“, „Unmenschlichkeit“, „Unmoral“, und „Gefährdung des Weltfriedens“ ein „entschlossenes Handeln“.
Zwei Großmächte, Russland und China, sind jedoch entschieden gegen jegliche Form des Eingreifens von außen und wollen eine mögliche UN-Resolution für grünes Kriegs-Licht verhindern. Erstens stehe noch gar nicht fest, ob der Giftgas-Angriff wirklich der Assad-Regierung anzulasten sei, und zweitens habe niemand die USA und andere Staaten zum Weltpolizisten ernannt.
In etlichen amerikanischen Medienkommentaren hieß es unterdessen, dass man jede Art von Tötung als unmoralisch einstufen könne. Wie es bei der universalen Ablehnung von Mord ja auch der Fall sei. Und jedem Kriegstoten sei es gleichgültig, ob er oder sie, Mann, Frau oder Kind, Soldat oder Zivilist, mit völkerrechtlich abgesegneten „legalen“ Waffen oder mit verbotenen „illegalen“ Waffen wie Giftgas getötet worden sei. Viele Menschen stuften zudem Tötungen durch Drohnen und den Vollzug der Todesstrafe als moralisch anfechtbar ein. Allgemein akzeptiert werde allenfalls die Selbstverteidigung, bei der es aber nicht primär ums Töten, sondern um Gefahrenabwehr gehe.
Natürlich rechtfertige die US-Regierung ihre Kriegsvorbereitungen nicht als ersten Akt einer Selbstverteidigung, wie es die Regierung von George W. Bush noch beim Irak-Krieg tat, heißt es in den Kommentaren weiter. Denn der syrische Diktator bedrohe ja nicht die USA, sondern sein eigenes Volk. Und die „moralisch obszönen“ Handlungen des Assad-Regimes will Washington laut Außenminister Kerry „bestrafen“. Deshalb soll es also einen Kurz-Krieg geben, bei dem dann nicht nur Sachschäden, sondern auch viele Tote zu beklagen sein werden.
Peter W. Schroeder, Washington