Nur im Verhandlungssaal war’s „heimelig“

Spezial / 07.10.2013 • 21:30 Uhr
Versteinert, verkrampft und wortkarg: Peter H. in Erwartung der Dinge.
Versteinert, verkrampft und wortkarg: Peter H. in Erwartung der Dinge.

Strenge Kontrollen, Talare, Tradition: Die Welt des Justizpalastes ist eine besondere.

Wien. (VN-hk) Montag früh gegen neun Uhr. Am Eingang des Justizpalastes in Wien deutet nichts auf ein außergewöhnliches Ereignis hin. Ein Postauto hält vor der großen Eingangstür. Pakete und Briefe werden angeliefert. Noch keine Spur von einem großen Vorarlberg-Treffen, so wie das am Landesgericht Salzburg noch der Fall war. Man muss sich bemühen, um die ersten Prozess-Beteiligten zu finden. Die Rückzugsmöglichkeiten im weitläufigen Innenbereich des Justizpalastes sind zahlreich. Als Kornelia Ratz mit ihrem Gatten und der befreundeten Richterin Elisabeth Mayer eintrifft, zieht sich die Gruppe zusammen mit Anwalt Bertram Grass (66) hinter eine Säule zurück. Ein Fotograf, der Ratz erkennt und mit seiner Kamera draufhält, schreckt die Gruppe. Die ehemalige Landesgerichts-Vizepräsidentin entspricht in ihrem äußeren Erscheinungsbild fast genau jenem von Salzburg zum Auftakt des großen Prozesses: Senffarbener Blazer, ein schwarz-weiß gemusterter Rock, die Haare dunkelblond und nackenlang.

Peter H. versteinert

Auf einer Bank unmittelbar neben dem Verhandlungssaal B im zweiten Obergeschoß sitzt der Beschuldigte Peter H. (50). Mit versteinerter Miene starrt er vor sich hin. Nichts ist mehr übrig geblieben von der leutseligen Art beim Prozess in Salzburg. Damals gab sich der erstinstanzlich zu fünf Jahren verurteilte Dornbirner noch freundlich und auskunftsfreudig. Jetzt signalisiert er jedem allein schon mit seiner Mimik: „Bitte lasst mich in Ruhe.“ Sein Verteidiger Peter Cardona (70) versucht ihn etwas zu entspannen – mit wenig Erfolg.

Die ganze Mannschaft

Auch Clemens M. (54) ist da. Mit seiner ganzen Mannschaft. Dazu zählen die beiden Anwälte Burkhard Hirn (66) und Lukas Kollmann (34) und natürlich auch seine engsten Verwandten: Mutter, Schwester, Bruder. Nicht der Ansatz eines Lächelns huscht einem aus der Moosmann-Gruppe übers Gesicht. Im Gegenteil: Gegenüber einem Fernsehjournalisten meint die Schwester zynisch, ob er sich denn nicht schäme, mit dem, was er hier tue. Nicht dabei sind Jürgen H. (49), Kurt T. (50) und Walter M. (74). Für den Letzteren hält dessen Sohn die Stellung.

Enge des Raums

Als die Verhandlung schließlich mit mehrminütiger Verspätung beginnt, betritt Kornelia Ratz – wie schon in Salzburg – erst in allerletzter Sekunde den Verhandlungssaal. Es ist ihr unangenehm, dass sich der Vorsitzende mit den Eröffnungsworten noch ein wenig Zeit lässt. Wieder sind Kameras und Fotoapparate nur auf sie gerichtet. Die Enge des Raums lässt kein Ausweichen zu. So groß die Hallen und die Gänge im Justizpalast auch sind, so klein ist der Verhandlungssaal. Die Bänke von Senat, Angeklagten und Verteidigern befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Zuschauerbereich. Etwas Distanz voneinander können sich nur die Angeklagten schaffen. So sitzt Ratz von den Mitangeklagten Clemens M. und Peter H. auf derselben Bank so weit weg wie es geht.

Konsternierte Anwälte

Einen Andrang vor dem Verhandlungssaal gibt es vor der Urteilsverkündung. Der fünfköpfige Senat erschien eine halbe Stunde später als angekündigt. Nicht mehr dabei waren Kornelia Ratz und ihr Ehemann. Sie bekamen das für die Richterin bedeutsame Urteil gar nicht mehr mit. Und bekamen auch nicht mit, wie konsterniert Anwälte und Zuhörer den Verhandlungssaal verließen.

Kornelia Ratz mit ihrer Mannschaft vor der Verhandlung.
Kornelia Ratz mit ihrer Mannschaft vor der Verhandlung.