Angstfrei und unverwundbar
Wir sind bestürzt, betroffen, wir trauern. Unser aller Mitgefühl gehört den Angehörigen der Opfer in Paris. Aber wir haben keine Angst. Denn, würden wir uns fürchten, ließen wir die Handvoll an terrorisierenden Soziopathen und die fehlgeleiteten Nutznießer ihrer unmenschlichen Taten triumphieren. Dem Horror folgt eine besorgniserregende Polarisierung in der europäischen Öffentlichkeit. Die mordenden Islamisten und Terroristen wie auch die Islamhasser und extremen Rechtspolulisten haben nach diesem grausamen Verbrechen Hochkonjunktur und lassen ihren Radikalismen freien Lauf. Unsägliche verbale Hetze in sozialen Netzwerken ist noch das geringste Übel. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer schneller. Anschläge häufen sich.
Was man bisher weiß, ist, dass die Täter akzentfreies Französisch sprechen und mit ihren gezielten Morden den islamophobischen Rechten der Marine Le Pens Europas in die Hände spielen, dass sie Pogrome gegen Muslime in der europäischen Gesellschaft provozieren. Ob es hier nur um Karikaturen ging, darf man zumindest bezweifeln, einer der getöteten Polizisten war Muslim. Die überwältigende Mehrheit der Menschen auf der ganzen Welt, ob Muslime, Christen, Hindi, Buddhisten, Atheisten oder Anhänger anderer Religionen, leben in Frieden, lehnen Gewalt ab und stehen für ein tolerantes Miteinander, wie die weltweiten Solidaritäts- und Trauerkundgebungen zeigen. Angstfrei muss daher unsere Zivilgesellschaft bleiben und damit unverwundbar unsere Werte, allen voran die Freiheit und Einhaltung der Menschenrechte. Angstfrei sagte „Charlie Hebdo“-Herausgeber Stéphane Charbonnier: „Ich ziehe es vor, aufrecht zu sterben, als auf Knien zu leben.“
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