Pariser Terror endete mit weiteren sieben Toten

Drei mutmaßliche Terroristen und vier Geiseln tot, zahlreiche Verletzte.
paris. Nach mehr als 50 Stunden und mit weiteren mindestens sieben Toten endete am Freitagabend in und nahe Paris die Terroraktion, die am Mittwoch mit dem Attentat auf die Redaktion das Satiremagazins „Charlie Hebdo“ begonnen hatte: Die französische Polizei hat am Freitag zwei Geiselnahmen beendet und die beiden mutmaßlichen Angreifer auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ sowie einen weiteren Dschihadisten getötet. Neben den drei Terroristen kamen auch mindestens vier Geiseln ums Leben. Der Geiselnehmer Amedy Coulibaly, der sich in einem koscheren jüdischen Laden im Osten von Paris verschanzt hatte, soll die Brüder Said und Chérif Kouachi gekannt haben, die für den Angriff auf die Zeitschrift mit zwölf Toten verantwortlich gemacht werden.
Die Ereignisse vom Freitag bildeten das blutige Ende einer Verfolgungsjagd, die Frankreich und den Rest der Welt seit Mittwoch in Atem gehalten hatte. Zehntausende Polizisten waren im Einsatz, Schulen geschlossen und Bewohner aufgerufen worden, zu Hause zu bleiben. Die Kouachi-Brüder wurden schließlich am Freitag in einer Druckerei nordöstlich von Paris eingekesselt, in die sie mit einer Geisel geflüchtet waren. Die Polizei verhandelte telefonisch mit den Geiselnehmern.
Dramatische Wendung
Der Fall nahm eine neue dramatische Wendung, als Coulibaly in das jüdische Lebensmittelgeschäft nahe der Porte de Vincennes stürmte und damit drohte, seine Geiseln zu töten, sollte die Druckerei in der Stadt Dammartin-en-Goële gestürmt werden.
Doch Said und Chérif Kouachi kamen nach Angaben aus Polizeikreisen selbst schießend aus ihrem Versteck und wurden dabei getötet. Ihre Geisel konnte befreit werden. Der Angriff zwang die Spezialeinsatzkräfte dazu, unmittelbar darauf auch bei der zweiten Geiselnahme zuzugreifen. Wie französische Medien unter Berufung auf Ermittler am Freitagabend berichteten, hat die Polizei bei der Geiselnahme im Supermarkt live mitgehört, weil der Terrorist ein Telefon nicht richtig aufgelegt hatte. Dadurch wussten die Beamten genau, was der Attentäter vorhatte. Sie entschlossen sich laut Agentur AFP kurz nach 17 Uhr zum Zugriff, als sich der Geiselnehmer etwas entspannte. Der Sender BMFTV berichtete, der Angriff begann, als Coulibaly Gebete sprach. In dem Laden wurden 15 Geiseln befreit.
Unklar war zunächst der Verbleib einer vierten verdächtigen Person, bei der es sich um Coulibalys Frau und Komplizin handeln soll. Laut Ermittlern habe Coulibaly die Kouachi-Brüder gekannt. Zudem sei er es auch gewesen, der am Donnerstag am südlichen Rand von Paris eine Polizistin erschossen habe.
Zusammenhalt gefordert
Der französische Präsident François Hollande mahnte die Nation zum weiteren Zusammenhalt und zur Wachsamkeit. Die Bedrohungen, denen Frankreich gegenüberstehe, seien nicht vorbei, sagte er. Den Angriff auf das Lebensmittelgeschäft bezeichnete er als einen „furchterregenden antisemitischen Akt“. Die Terroristen seien „Fanatiker, die nichts mit der islamischen Religion zu tun haben“.
Die beiden Brüder Kouachi waren wenige Stunden nach dem bewaffneten Angriff auf „Charlie Hebdo“ als Verdächtige benannt worden, nachdem einer von ihnen seinen Ausweis im Fluchtauto vergessen hatte. Sie sollen Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben. Der 34-jährige Said Kouachi soll nach US-Informationen vor einigen Jahren zum Training in den Jemen gereist sein. Nach jemenitischen Angaben kämpfte er dort bis 2012 für das Terrornetzwerk. Sein 32-jähriger Bruder Chérif war 2008 wegen Terrorvorwürfen bereits verurteilt worden. Beide Brüder standen auf der US-Flugverbotsliste. Der französische Fernsehsender BFM berichtete, er habe mit zwei der Terroristen vor deren Tötung am Freitag gesprochen. Chérif Kouachi sagte demnach, er und sein Bruder würden von der Al-Kaida im Jemen finanziert. In einem Gespräch des Senders mit Coulibaly habe dieser gesagt, er gehöre zur Terrormiliz IS.
Diesen Sonntag findet in Paris ein Solidaritätsmarsch für die ermordeten Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“ statt. Zahlreiche in- und ausländische Politiker haben ihre Teilnahme zugesagt.
