Ratlosigkeit und ein Moment Schockstarre

schwarzach. (VN-hrj) Hildegard Breiner ist seit dem Aufstand gegen das AKW Zwentendorf in den 1970er-Jahren Anti-Atom-Aktivistin.
Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl erfuhren?
breiner: Zuerst Ratlosigkeit und ein Moment der Schockstarre. Jetzt ist er da: der Gau mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000. So weit weg, und es betrifft auch uns.
Wie steht es heute mit der Sicherheit von Kernkraftwerken?
rainer: Durchaus beunruhigend. Die meisten AKW laufen bereits über ihre berechnete Betriebszeit hinaus. Nachrüstungen sind immer problematisch, werden hinausgeschoben oder der hohen Kosten wegen nicht im nötigen Umfang getätigt. Es ist erschütternd, welche verantwortungslosen, immer nur der Geldgier geschuldeten Machenschaften wieder und wieder aufgedeckt werden. Siehe jüngst der Skandal bei EnBW (Energiewerke Baden-Württemberg) mit den nur vorgetäuschten Sicherheitschecks nach Fukushima. Oder die verharmlosenden Auskünfte über die Sicherheit von Atomkraftwerken und Zwischenlagern bei eventuellen Terrorangriffen. Und zur Erinnerung: Die Böden sind in Südbayern, Norditalien, im Tessin, auch in Schottland nach wie vor belastet. Dort sind Pilze, Beeren, Wild, Schafe und Wildschweine zum Teil nicht für den Konsum verwertbar.
Was sollten Bundes- und Landespolitik tun?
breiner: Österreich müsste aus dem EURATOM-Vertrag austreten, statt vertraglich jedes Jahr Millionen „zur Förderung der Atomkraft“ zu zahlen. Die Landtage aller neun Bundesländer haben das bereits beschlossen, falls sich der EU-Vertrag nicht zugunsten der erneuerbaren Energien ändern lässt. Aber die Bundesregierung will davon nichts wissen. Am 2. März 2016 wurde in Brüssel die „Allianz der Regionen für einen europäischen Atomausstieg“ gegründet. Oberösterreich ist bei den Gründerländern. Ich wünschte mir, dass auch unsere Landesregierung diesen Schritt mit Signalwirkung setzt. Jetzt!