Jürgen Weiss

Spezial / 04.12.2016 • 22:36 Uhr

Angesichts der geballten Ladung prominenter öffentlicher Unterstützung vom früheren Bundespräsidenten abwärts war ein klarer Erfolg Van der Bellens keine große Überraschung. Alles andere wäre eine zu gewaltige Ohrfeige gewesen. Seinen Erfolg verdankt der grüne Kandidat, für entscheidende Wählerschichten gegenüber einem blauen Bundespräsidenten das kleinere Übel zu sein.

Dass Van der Bellen in Vorarlberg seinen klaren Vorsprung noch deutlich ausbauen konnte, dürfte in erster Linie an einem strategischen Fehler Hofers liegen. Auch wenn bei uns mit der Entwicklung der EU viele unzufrieden sind, wollen sie die Orientierung nach Westeuropa nicht durch eine Hinwendung zu Osteuropa und schon gar nicht zu Putin ersetzt wissen. Beeindruckend ist, dass die Qual der Wahl und der von Briefwahlpannen geprägte endlos scheinende Wahlkampf die Wahlbeteiligung nicht beeinträchtigt, sondern vermutlich sogar leicht erhöht hat. Ernsthaft diskutieren sollte man aber, ob – wenn man schon aus guten Gründen keinen den Nationalrat aushebelnden starken Bundespräsidenten will – die stark polarisierende Volkswahl des Bundespräsidenten nicht durch eine Wahl im Parlament ersetzt wird.

Die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz machen damit keine schlechten Erfahrungen.