Aus dem Tal der vielen Weinkeller

Torre d’Orti 2013, Valpolicella Ripasso Superiore. Seit Jahrhunderten ist der Name „Torre d’Orti“ ein Synonym für einen Wachturm in der hügeligen Landschaft des Valpolicella. Heute ist das Weingut rund um den Wachturm im Besitz der Familie Piona, die sämtliche Reben neu ausgepflanzt hat, um ihrem Qualitätsanspruch gerecht werden zu können. Der Valpolicella Ripasso Superiore hat eine intensive, rubinrote Farbe und feine Johannisbeer-, Kirsch-, Pflaumen- und Mandelaromen. Am Gaumen zeigt er sich mit feinen Tanninen, einem gut strukturierten Körper, einem kräftigen Alkoholgehalt und einem anhaltenden Abgang. Gesehen bei: Bruvino, 15,60 Euro
Schwarzach Das Valpolicella ist eines der meistunterschätzten Rotweingebiete in Italien. Lange Zeit war der helle, rubinrote Valpolicella sehr populär und in vielen italienischen Restaurants zu finden. In den letzten Jahren hat er allerdings an Bedeutung verloren, im Gegensatz zu seinem großen Bruder „Amarone“. Heute bringen junge, dynamische Weinerzeuger dem Valpolicella wieder mehr Beachtung entgegen. Mit einer Ertragsreduktion im Weingarten und einer modernen Kellertechnologie entstehen qualitativ hochwertige Valpolicella-Weine, die wir im Rahmen einer Weinakademikerreise verkosten durften.
Das nördlich von Verona und östlich des Gardasees gelegene Gebiet gehört zur Weinbauregion Venetien. Der Name kommt vermutlich aus dem Lateinischen „Vallis-polis-cellae“ und bedeutet „das Tal der vielen Weinkeller“. 19 Gemeinden haben den „Denominazione di origine protetta“-Status (DOP).
Recioto-Weine
Valpolicella Weine werden aus den Rebsorten Corvina Veronese, Corvinone, Rondinella und Molinara hergestellt. Die Zusammensetzung variiert von Jahr zu Jahr, entsprechend der Philosophie des „Winemakers“. Corvina Veronese ist die beste Rotweinrebsorte im Valpolicella. Die körperreiche und geschmackvolle Rebe ist wichtigster Bestandteil der „Recioto“-Weine und des Amarones. Corvinone wird in einigen historischen Lagen angebaut, in denen karge Böden vorherrschen. Aus Rondinella entstehen Weine mit weniger Körper und einem duftenden Aroma. Die Stärke der Molinara Rebe liegt in ihrer Säurestruktur und ihrem zarten Himbeerduft.
Laut Definition ist „Amarone“ ein Wein aus getrockneten Trauben, mit einem ausgeprägten Aroma, einem hohen Alkoholgehalt und einem komplexen Körper. Die Trauben werden ein bis zwei Wochen früher von Hand geerntet. Anschließend werden die Trauben auf Holzlatten, die luftdurchlässig sind, getrocknet. Das „Rosinieren“ dauert im Schnitt 60 bis 100 Tage. In dieser Zeit verlieren die Trauben 30 bis 40 Prozent ihres Gewichtes, gleichzeitig nimmt der Zuckergehalt zu. Im Winter werden die Trauben eingemaischt und langsam vergoren. Die Reifung der Weine erfolgt mindestens 24 Monate in 1500 bis 5000 Liter Holzfässern. Modernisten verwenden Barriquefässer mit 225 Litern Inhalt.
Eine besondere Spezialität sind die Recioto-Weine, die im Valpolicella aus getrockneten Trauben gekeltert werden und nicht durchvergoren sind. Im Gegensatz zum Amarone haben Recioto-Weine einen hohen Restzuckergehalt. Sie werden meistens zu speziellen Anlässen getrunken.

Monte Ca’Bianca 2012, Amarone della Valpolicella Classico, Begali. Auf den Hügeln rund um San Piedro bewirtschaftet die Familie Begali rund zwölf Hektar Rebfläche. Neben der Auszeichnung „Weingut des Jahres 2015“ erhalten die Weine im „Gambero Rosso“ höchste Bewertungen. Ca Bianca ist einer der besten Lagenweine im Valpolicella, der erst nach fünf Jahre in den Verkauf kommt. Er hat eine intensive Farbe, eine komplexe Nase mit Aromen nach Marzipan, Lakritze, Thymian, Eukalyptus und dunklen Beeren, reife, saftige Tannine, einen ausdrucksstarken Körper und einen langen, nachhaltigen Abgang – ein Amarone in Perfektion. Gesehen bei: Bevanda Dornbirn, 62,85 Euro

Recioto della Valpolicella Classico, 2004, Giuseppe Quintarelli, Negrar. Quintarelli ist einer der bekanntesten Produzenten des Valpolicella-Gebietes. Der legendäre Ruf geht auf seine Philosophie zurück, den Boden zu respektieren und die Weine lange reifen zu lassen. Seine „Amarones“ lagern sechs bis sieben Jahre in großen Fässern. Der Recioto hat eine intensive rubinrote Farbe mit orangen und braunen Reflexen. Er duftet nach dunkler Kirsche, Pflaume, Lakritze, Menthol und Gewürzen. Komplex und vielschichtig zeigt er sich am Gaumen, mit einer perfekten Balance von Säure, Tannin und Süße – ein unglaublich guter Wein. Gesehen bei: Quintarelli, ca. 90 Euro (0,375 l)
Ursula Schnell ist Weinakademikerin und Sommelière an Schulen. An der HLW Rankweil unterrichtet sie Küche, Service und Ernährungslehre.