Der geplatzte EM-Traum

Jessica Vonach wird trotz gewonnener Qualifikation ein Startplatz bei der EM verwehrt.
Schwarzach. Wie heißt es so schön: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Auf dem Rücken junger Reiter findet aber aktuell auch Kompetenzstreit im österreichischen Reitsport statt. Es geht um die Vergabe der Fahrkarten für die EM im Nachwuchs-Springreiten ab 8. August in Samorin. Mittendrin ist Jessica Vonach vom Reitverein Rheintal.
Am 24. Juli wurden vom Reitsportverband Dominik Juffinger, Anna Markel, Lisa Maria Räuber, Marie Christine Sebesta und Johanna Biber für die EM in der Slowakei genannt. Nachträglich vereinbarte der Verband mit Elternteilen von Biber und Vonach eine Qualifikation um den fünften EM-Startplatz, den die Vorarlbergerin für sich entschied. Stefan Vonach, Vater der Ländle-Reiterin ist sich sicher: „Es wurde die falsche Person zur EM geschickt. Für Jessica ist es ein Tiefschlag. Sie wäre in der Lage gewesen, vorne mitzureiten.“ Für den Vorzug von Biber gibt es nur einen Grund: „Beim CSI in Holland war Biber besser, weil sich unser Pferd verletzt hatte und wir am zweiten Tag zurückziehen mussten. Alle anderen direkten Begegnungen sind immer für Jessica ausgegangen.“
Der Pferdefuss ist die Qualifikation in Samorin, bei der Vonach einen Nullfehlerritt hinlegte, Biber acht Fehlerpunkte sammelte. Bei dieser Ausscheidung wollte Bundestrainer Anton Martin Bauer die aktuelle Form der jungen Damen und ihrer Pferde nochmals einer Überprüfung unterziehen. „Wir haben das so mit den Eltern ausgeredet“, erklärt Bauer. „Nachträglich hat die Mutter von Frau Biber aber so getan, als hätte sie von nichts gewusst.“
„Wir wurden ausgetrickst“
Die Bibers haben später auch nicht die Nennung zurückgezogen, die einen EM-Start Vonachs ermöglicht hätte. „Wir sind, wenn man es so formulieren will, ausgetrickst worden“, sagt Sportdirektor Franz Kager, der die Nennung vom 24. Juli bestätigen musste. Bauer zieht aus dem Fall Konsequenzen: „Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass Handschlagqualität nicht mehr zählt. Sollte ich als Trainer weitermachen, wird es nur mehr schriftliche Abmachungen geben.“ Bauer hat außerdem die Trainingsaktivitäten mit Johanna Biber beendet.
Das Schlusswort gehört Gerold Dautzenberg, Präsident des niederösterreichischen Verbandes, dem Biber angehört. „Ich kann versichern, dass ich in diesem Fall nie interveniert habe.“ Die EM-Nennung, bei der Vonach nicht auf der Liste gestanden sei, wäre dem internationalen Verband korrekt übermittelt worden. Dautzenberg: „Der Herr Bauer ist nicht Herr seiner Sinne, wenn er 14 Tage nach der Nennung eine Qualifikation ansetzt. Zudem ist es ein Streit um einen Ersatzplatz: nur wenn einer der vier fix Nominierten ausfällt, wird nachbesetzt.“