Rennen unter besonderen Vorzeichen
Auch zwei Wochen nach dem tödlichen Unfall von David Poisson in Nakiska sind alle noch spürbar von diesem schrecklichen Ereignis berührt. Nicht nur den Franzosen, sondern auch anderen Nationen merkt man an, dass eine bedrückte Stimmung beim ersten Speed-Event in Kanada herrscht. Vielleicht ist es deshalb gut, dass die erste Abfahrt die leichteste ist unter allen, die in dieser Saison noch folgen werden.
Und gerade deshalb ist es sehr schwierig, hier zu gewinnen. Ein kleiner Fehler, und man kann nichts mehr aufholen oder wettmachen. Es sind einfach nur vier oder fünf Kurven, die hier überhaupt etwas hergeben. In denen man mit riskanter Linie oder extremer Schräglage noch Zeit gutmachen kann. Das haben auch viele arrivierte Athleten gespürt, die sich im Vorfeld vielleicht sogar Siegchancen ausgerechnet haben. Von allen Österreichern konnte in der Abfahrt aber nur Matthias Mayer reüssieren. Das allerdings eindrucksvoll. Der Olympiasieger scheint schon Anfang Saison in einer bestechenden Form zu sein; in der Olympiaform. Sein Hochgefühl scheint ihn dann am nächsten Tag zu sehr an die Grenzen des Möglichen beflügelt zu haben. Mit Nummer eins ohne Vorkenntnisse der überraschend tückischen Strecke, stürzte er nach einem endlos weiten Sprung und schied im oberen Teil aus. Gott sei Dank unverletzt.
In die Bresche sind seine tags zuvor weniger erfolgreichen Mannschaftkollegen gesprungen. In einem überraschend schwierigen Super-G mit wechselnden Wetterverhältnissen reichte es zwar nicht zum Sieg, aber das Podium ist Anfang Saison immer ein wichtiger Indikator. Die Mannschaft scheint sich perfekt auf den Olympiawinter vorbereitet zu haben. Das wird auch den Rest der Mannschaft beflügeln auf den selektiveren Rennstrecken, die jetzt anstehen.
„Die österreichische Herren-Mannschaft scheint sich perfekt auf den Olympiawinter vorbereitet zu haben.“
Marc Girardelli
sport@vn.at
Marc Girardelli zählt mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten alpinen Rennläufern im Skizirkus.
Kommentar