„Ich glaube der Nicola jedes Wort“

Sport / 05.12.2017 • 22:52 Uhr
Ingrid Gutzwiller-Gföllner erinnert sich als ehemalige Zimmerkollegin an ihre Ex-Teamkolligin Nicola Werdenigg.VN-Hartinger
Ingrid Gutzwiller-Gföllner erinnert sich als ehemalige Zimmerkollegin an ihre Ex-Teamkolligin Nicola Werdenigg.VN-Hartinger

Ingrid Gutzwiller-Gföllner war zwei Jahre lang Zimmerkollegin von Werdenigg.

Schruns Die Missbrauchsvorwürfe der ehemaligen Skirennläuferin Nicola Werdenigg mit all den Reaktionen bewegen seit Tagen die Republik. Während Werdenigg in der Art des Umgangs mit ihren Anschuldigungen auch auf Kritiker und sogar Zweifler stößt, so weiß sie mit der Montafonerin eine treue Freundin auf ihrer Seite: Ingrid Gutzwiller-Gföllner (65) war nicht nur zur selben Zeit als Skirennläuferin aktiv, sie teilte im Weltcupzirkus sogar zwei Jahre lang das Zimmer mit Nicola Spieß.

Die andere Zeit

„Ich zweifle nicht im Geringsten an dem, was Nicola erzählt hat. Sie ist ein grundehrlicher, liebenswerter und hochintelligenter Mensch. Sie hat recht“, ist Gutzwiller-Gföllner überzeugt. Die heute 65-jährige Schrunserin hat laut eigener Aussage als Zimmerkollegin viel Zeit mit der Zillertalerin verbracht. „Mir gegenüber hat sie von Missbrauch oder Vergewaltigung nichts erwähnt“, erzählt Gföllner. „Aber das war zur damaligen Zeit auch völlig undenkbar.“

Über das Thema Missbrauch gesprochen habe Werdenig mit ihr auch nicht in Telefongesprächen, die beide miteinander in den Tagen seit Werdeniggs Outing führten. „Ich sagte ihr nur: Hut ab und Respekt, dass du dich mit diesen Dingen an die Öffentlichkeit traust.“

Kritik an Moser-Pröll

Gutzwiller-Gföllner ist überzeugt davon, dass es für Frauen, denen früher sexueller Missbrauch oder sogar Vergewaltigung widerfahren ist, lange dauert, ehe sie sich wirklich darüber reden trauen. „Aber irgendwann bricht es heraus. Jahre später, wenn man einfach nicht mehr schweigen will und kann.“ Deswegen lässt sie auch nicht die Kritik an Werdeniggs Outing Jahrzehnte nach ihrem Maryrium gelten.

Gutzwiller-Gföllner glaubt auch nicht, dass Werdenigg jemals den Namen ihres Peinigers an die Öffentlichkeit bringen werde. „Den sagt sie dem Staatsanwalt. Und sonst niemandem. Auch nicht dem ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel.“ Scharf kritisiert wird die Ski-Ikone Annemarie Moser-Pröll von der Schrunserin: „Es ist unfassbar, wenn sie einfach sagt, dass zu solchen Dingen immer zwei gehören“, empört sich Gutzwiller-Gföllner über die österreichische Jahrhundertsportlerin.

Die ehemalige Spitzenläuferin spricht von „rauen Sitten“, die während ihrer Rennsportkarriere geherrscht haben. „Man sollte einige, die das herunterspielen, unter Eid aussagen lassen, ob sie wirklich nie etwas von unangebrachten Vorfällen gewusst haben. Mir waren solche Dinge jedenfalls nicht unbekannt, auch wenn ich sie nicht selber erfahren musste“, sagt Ingrid Gutzwiller-Gföllner.

Sie werde mit Interesse die weiteren Entwicklungen in der Sache verfolgen und fest hinter ihrer Freundin Nicola Werdenigg stehen.

„Hut ab und Respekt, dass du dich mit diesen Dingen an die Öffentlichkeit traust.“