„Damen sind ein bisschen komplizierter“

Sport / 19.02.2018 • 20:09 Uhr
„Damen sind ein bisschen komplizierter“

Head räumt bei Olympia bisher groß ab. Rennsportleiter Rainer Salzgeber spricht über seine Stars.

Pyeongchang Herren Super-G: Matthias Maier gewinnt vor Beat Feuz und Kyetil Jansrud. Was das Medaillentrio gemeinsam hat? Alle drei fahren sie Head-Ski. Herren Abfahrt: Aksel Lund Svindal gewinnt vor Feuz und Jansrud, wieder Gold, Silber und Bronze für Head. Silber und Bronze für Head gibt’s auch im Damen Super G durch Anna Veith und Tina Weirather, im Slalom holt Head-Pilotin Wendy Holdener Silber, im RTL fährt Ragnhild Mowinckel auf Platz zwei, Alexis Pinturault gewinnt Silber (Kombination) und Bronze (Riesentorlauf) auf den Vorarlberger Latten.

Die Einzelanalyse

„Wir dürfen nicht klagen“, betreibt Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber Understatement. Die Genugtuung schwingt trotzdem in seiner Stimme mit. Das Unternehmen Olympia ist für seine Firma bisher reichlich mit Edelmetall dekoriert. Die Mission kann schon jetzt nicht mehr schiefgehen. Der riesige Aufwand mit 22 Spezialisten und rund zehn Tonnen Material hat sich ausgezahlt. Auf die Head-Stars war, einmal mehr, Verlass. Für die VN beschreibt der ehemalige Riesentorlauf-Vizeweltmeister seine Aushängeschilder, ihre Stärken und ihre Eigenheiten.

Aksel Lund Svindal: Zu dem fällt mir nur Positives ein. Er hat einen Riesencharakter. Und ich bin überzeugt: 95 Prozent von jenen, die schon vor diesen Olympischen Spielen so viel gewonnen hätten wie er, wären nicht mehr bereit gewesen, sich so zu quälen und eine neuerliche Herausforderung zu suchen. Natürlich passt’s in seinem Umfeld. Dazu gehört vor allem auch sein Servicemann Stefan Berthold. Was den Aksel noch auszeichnet, sind seine überragenden menschlichen Qualitäten. Er interessiert sich für die Firma und die Menschen, die dort arbeiten. Er ist einer von uns.

Kjetil Jansrud: Er ist ein genialer Typ, ein Kämpfer. Für ihn ist es nicht immer leicht, den Giganten und Landsmann Aksel Lund Svindal neben sich zu haben. Aber seine überragende Teamfähigkeit sieht man auch darin, dass er sich den Servicemann mit Svindal teilt. Und das ist bei den beiden Supertypen überhaupt kein Problem. Dass er seinen Landsmann als Siegläufer exzellent vertreten kann, sah man in der Saison 2014/2015. Damals war Svindal verletzt und Jansrud gewann Rennen in Serie.

Matthias Maier: Seine besondere Klasse beweist die Tatsache, dass er bei zwei Winterspielen olympisches Gold gewann. Er ist einfach da, wenn es ein großes Rennen gibt. „Motl“ ist ein ruhiger Typ, der seine Stärken kennt. Zu denen gehört das Wegstecken von Niederlagen und Rückschlägen. Erst stürzt er in der Kombination schwer, dann geht die Abfahrt daneben und im Super G holt er Gold. Das ist „Motl“.

Beat Feuz: Beat ist ein Rennfahrer per excellence. Auch er kann sich auf den Punkt hin konzentrieren und dann zuschlagen. Das hat er bereits in St. Moritz, bei der Heim-WM bewiesen, aber auch hier bei Olympia. Dabei ist es ihm bei der Abfahrt gar nicht so gut gelaufen. Aber die Klasse von Spitzenleuten wie Feuz besteht eben auch darin, dass sie sich durch einen Fehler nicht völlig aus dem Konzept bringen lassen. Beat ist auch menschlich ein toller Typ.

Alexis Pinturault: Alexis ist ein cooler Typ, der momentan vielleicht ein kleines Problem hat. Dieses Problem heißt Marcel Hirscher. Er hat Hirscher als Nummer eins akzeptiert. Das hält ihn vielleicht davon ab, selber zu siegen. Das hat er ja schon gemacht. Bis zur WM im Vorjahr gewann Alexis Riesentorläufe. Ich bin überzeugt: Alexis kann ein absolut gleichwertiger Gegner von Hirscher sein und diesen auch schlagen.

Lindsay Vonn: Lindsay hat, nennen wir es so, ihre Eigenheiten. Sie ist eigenwillig. Aber das steht ihr zu. Was willst du jemandem sagen, der 81 Weltcuprennen gewonnen hat! Sie kann es gut mit ihrem Servicemann Heinz Hämmerle, der schon viele Jahre an ihrer Seite ist. Ich hoffe, sie findet nach dem unglücklichen Super G bald wieder ihren Fokus.

Anna Veith: Anna ist ein separater Fall für mich, weil ich sie kenne, seit sie 13 ist. Bei ihr sticht ihre Hartnäckigkeit hervor. Sie hat nie das Vertrauen in ihre Fähigkeiten verloren. Aber natürlich: Je erfolgreicher sie wurde, desto komplizierter sind Dinge auch geworden. Frauen sind in der Betreuung überhaupt ein bisschen komplizierter. Ich hätte Anna von Herzen gewünscht, dass sie den olympischen Super G gewinnt.