Das erste Mal für Pius Grabher

Austria Lustenau-Urgestein Pius Grabher trifft im Ländle-Derby am Freitag das erste Mal in seiner Karriere auf den FC Dornbirn.
Lustenau Das große Ländle-Derby in der 2. Liga zwischen Austria Lustenau und dem FC Dornbirn wirft seine Schatten voraus. Für Pius Grabher, der im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen WSG Tirol erstmals als Kapitän der Grün-Weißen auflief, kommt es dabei zu einem sehr speziellen Erlebnis: Erstmals in seiner, trotz jungen Alters, langen Laufbahn duelliert er sich mit den Rothosen in einem Bewerbspiel. Was aber an seiner Einstellung, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, rein gar nichts ändert.
Ländle-Derby gegen FC Dornbirn: Welche Gedanken kommen Ihnen da in den Sinn?
Pius Grabher Als Vorarlberger ein Derby zu spielen ist immer etwas Besonderes. Und dass die Partie zwischen meiner Austria und dem FC Dornbirn etwas Spezielles ist, hat man ja im Sommer 2019 gesehen. Die Birkenwiese war voll, die Partie hatte schon im Vorfeld hohe Wellen geschlagen und die Emotionen sind auch während dem Spiel zu spüren gewesen. Ich persönlich blicke etwas traurig auf das Spiel (3:2-Sieg von Austria Lustenau), weil ich krankheitsbedingt auf der Tribüne Platz nehmen musste. Und bei so einen Match zuschauen zu müssen, das hat wirklich weh getan.
Dafür ist das Match am Freitag für Sie wohl noch einen Tick spezieller.
Grabher Definitiv, es wird das erste Pflichtspiel von mir gegen den FC Dornbirn sein. Eigentlich unfassbar, weil ich ja schon sehr lange im Geschäft dabei bin. Aber diese Konstellation, Grabher und FC Dornbirn, hat es noch nie gegeben. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt.
Wie groß ist die Vorfreude, aber auch die Zuversicht, nach Cup-Aufstieg ins Halbfinale vor dem Derby?
Grabher Die Vorfreude ist riesig. Alle bei uns im Team freuen sich auf das Spiel. Dass uns der Sieg im ÖFB-Cup richtig viel Rückenwind gegeben hat, liegt auf der Hand. Der erste Sieg in diesem wichtigen Spiel hat der Mannschaft, dem ganzen Verein und auch dem Umfeld sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Und daraus ist nun richtig positive Energie entstanden. Durch den Erfolg ist dazu auch eine besondere Konstellation im Zusammenhang mit der Liga entstanden. Wir haben jetzt drei richtige Kracher vor der Brust. Zuerst Heimderby, dann bei der SV Ried und danach wartet das Halbfinale gegen Wacker Innsbruck auf uns. Motivieren braucht uns jetzt keiner.
Dabei hat es im Vorfeld der Cup-Partie viel Rummel gegeben rund um Trainer und Klub. Wie hat die Mannschaft das weggesteckt?
Grabher Der Rummel hat uns überhaupt nicht beeinflusst. Es hat uns als Team gemeinsam mit Trainer Roman Mählich eher noch enger zusammengeschweißt. Das Ergebnis konnte man dann am Platz sehen. Egal wer auf dem Feld stand, jeder kämpfte und lief für jeden. Wir sind mittlerweile eine richtig geile Truppe geworden, weil wir uns nun alle noch besser kennen. Und durch die Umstände während der Winterpause sind wir noch enger zusammengerückt.

Wie schätzen Sie den FC Dornbirn vor dem Duell ein?
Grabher Die Mannschaft aus Dornbirn hat für ihre Verhältnisse einen grandiosen Herbst gespielt. In meinen Augen rechne ich den FCD, zusammen mit der SV Ried und Austria Klagenfurt, zu den Teams der Stunde. Sie haben sich jeden Punkt verdient, weil sie hart dafür gearbeitet haben. Ich glaube, ihr Erfolg kommt aus ihrem Kollektiv. Das ist eine eingespielte Truppe, die einen großen Zusammenhalt pflegt. Dort fightet jeder für jeden. Deshalb sind wir gewarnt. Es wird für den FC das „Spiel des Jahres“ und wir erwarten sie mit den Messern zwischen den Zähnen. Das ist eben ihre Art zu spielen – wir sind vorbereitet und werden dagegen halten.
Geht Ihre Austria als Favorit in das Spiel?
Grabher Der Cupsieg hat uns sicher in diese Situation gebracht. Aber umgekehrt sage ich, dass es unser Anspruch sein muss, das Derby zu gewinnen – ohne dabei den Respekt vor den Dornbirnern zu vergessen. Aber wir spielen zu _Hause, wir wollen zeigen, wer die Vorarlberger Nummer eins in der Liga ist. Aber wir werden auf der Hut sein, denn der FC wird alles tun, um uns ein Bein zu stellen. Aber die Rollenverteilung ist definitiv anders als beim ersten Match auf der Birkenwiese. Dort waren sie der Aufsteiger, jetzt sind sie ein starkes Mitglied der 2. Liga.
Etwas Persönliches: Was macht die Beziehung Grabher zu Austria Lustenau besonders?
Grabher Ich habe mit fünf Jahren bei der Austria angefangen zu kicken. Habe in allen Nachwuchsmannschaften bis eben zur Kampfmannschaft gespielt. Mir braucht keiner mehr vormachen, wie der Klub tickt. Und der Verein und deren Verantwortliche kennen mich eben umgekehrt auch schon in -und auswendig. Und so wie der Klub, habe auch ich in meiner Austria-Zeit Höhen und Tiefen erlebt, was meine Beziehung zur Austria nochmals vertieft hat. Ich kann heute mit Fug und Recht sagen: Mein persönlicher Blick richtet sich mittlerweile auf das Große und Ganze im Verein.

War es für Sie notwendig, den Klub ihres Herzens zu verlassen? Nur um dann wieder zurückzukehren?
Grabher Es war eben nun einmal so, dass ich als Eigenbauspieler oftmals unterschätzt, übersehen wurde und einen schweren Stand hatte. Aber so lief es eben nun mal, als ich noch ein junger Kicker war. Ich musste mich wohl erst in der Fremde beweisen. Aber jetzt bin ich ja wieder da.
Und hat sich etwas verändert?
Grabher Definitiv. Wurde ich früher als Jungspund gesehen, so sieht man mich in der Austria-Familie heute als Führungsspieler. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Dennoch sage ich: Das Wichtigste ist, dass der Trainer auf dich baut.
Dann war es für Sie wohl etwas Besonderes, die Austria im Cup als Kapitän aufs Feld zu führen?
Grabher In Anbetracht meiner Vergangenheit bei dem Verein – absolut. Als Lustenauer die Austria im Cup-Viertelfinale auf das Feld zu führen – das werde ich sicher nie vergessen. Aber das Schönste war, wie wir dann aufgetreten sind. Als eingeschworene Mannschaft, in der jeder an den Erfolg geglaubt hat. Das macht mich dann schon stolz. Aber wenn Ronivaldo oder Christoph Freitag wieder an Bord sind, gebe ich die Schleife gerne ab.
Fussball
Pius Grabher
Der Kapitän von Austria Lustenau ist ein Urgestein des Klubs. Grabher hat von der Jugend bis zur Kampfmannschaft alle Stationen bei der Austria durchlaufen.
Geboren 11. August 1993
Position Zentrales Mittelfeld
Laufbahn Jugend Austria Lustenau, Austria Lustenau Amateure, Austria Lustenau, Fc St. Gallen U23, Austria Lustenau, SV Ried, Austria Lustenau
Debüt Austria 20. September 2011 im ÖFB-Cup vs Union Innsbruck (A/7:0)
Debüt 2. Liga 7. April 2012 vs SCR Altach (H/4:1) unter Trainer Helgi Kolvidsson
Statistik 120 Pflichtspiele für Austria Lustenau (inkl. ÖFB-Cup/12 Tore/16 Assists); 142 Spiele in 2. Liga (13 Tore/21 Assists)