Der Traum von Olympia und ein Kraftakt in drei Disziplinen

Sport / 18.02.2020 • 22:02 Uhr
Der Traum von Olympia und ein Kraftakt in drei Disziplinen
Der 30-jährige Dornbirner Daniel Geismayr trägt seit 2017 das Trikot des Radteams Vorarlberg Santic. Privat

Daniel Geismayr will 2020 als Mountainbiker und Straßenfahrer wieder Vollgas geben.

Dornbirn Was haben der Australier Cadel Evans, Ryder Hesjedal aus Kanada oder der Däne Jakob Fuglsang mit Daniel Geismayr gemeinsam? Sie starteten allesamt ihre Radsportkarriere als Mountainbiker und wechselten anschließend in den Straßenrennsport. Im Gegensatz zu seinen berühmten Vorgängern betreibt der 30-jährige Dornbirner beide Disziplinen parallel. „Ich habe mich vor fünf Jahren zu diesem Schritt entschieden. Der Beweggrund war sicher, dass ich mich sowohl auf dem Mountainbike als auch auf dem Straßenrad extrem wohlfühle und einfach ausprobieren wollte, ob es möglich ist, in beiden Sparten erfolgreich zu sein“, erklärt Geismayr.

Im MTB-Marathon bei den Weltbesten

Dass das Wechselspiel auf unterschiedlichem Terrain und verschiedenen Rennformaten möglich ist, hat der Absolvent der HTL Bregenz für Maschinenbau und Automatisierungstechnik in den letzten Jahren nicht nur einmal unter Beweis gestellt. Besonders in der nichtolympischen Marathondistanz der Mountainbiker zählt Geismayr seit vielen Jahren zum erweiterten Kreis der Weltspitze. Die Liste an Spitzenrängen bei Welt- und Europameisterschaften sowie die Zahl an Gesamtsiegen und Podestplatzierungen bei MTB-Klassikern wie der Tour Transalp oder dem Swiss Epic ist ellenlang.

Qualitäten in allen Bereichen

Doch auch im Straßenrennsport, wo Geismayr seit 2017 für das Team Vorarlberg Santic in die Pedale tritt, kann sich durchaus sehen lassen. Sowohl 2018 als auch 2019 zählte der Quereinsteiger als Gesamt-16. bzw. 19. jeweils zu den drei bestklassierten rot-weiß-roten Fahrern bei der Österreich-Rundfahrt und stellte dabei bei Berg- und Sprintetappen bzw. im Kampf gegen die Uhr im Zeitfahren seine Qualitäten als Allrounder eindrucksvoll unter Beweis.

Olympia als Lockruf

Eine Spezialisierung auf eine Sparte kommt für Geismayr zum aktuellen Stand der Dinge nicht infrage. „Geplant ist, dass ich auf jeden Fall so lange als möglich weiterhin zweigleisig unterwegs sein werde.“ Allerdings könnte es im Olympiajahr 2020 zu einem Interessenkonflikt kommen. In Blickrichtung Tokio 2020 hat sich Geismayr dazu entschlossen, im Frühjahr einige Rennen in der olympischen Cross-Country-Disziplin zu bestreiten. „Eine Teilnahme an Olympischen Spielen ist ein Ziel, das jeden Sportler antreibt. Nachdem ich im letzten Jahr an einigen Cross-Country-Rennen teilgenommen habe und dabei mit der nationalen Spitze mithalten konnte, kam der Gedanke, es zu versuchen.“

Der Traum von Olympia und ein Kraftakt in drei Disziplinen
Seit zehn Jahren steht Daniel Geismayr mit dem Mountainbike beim in Meckenbeuren beheimaten Team Centurion Vaude unter Vertrag. Privat

Die Chance, im Cross Country einen Olympiastartplatz zu holen, stuft Geismayr wesentlich höher ein als im Straßenrennen. „Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir noch keine genauen Gedanken über die Qualifikationskriterien gemacht habe. Ich möchte zuerst in der ersten Saisonphase einige Cross-Country-Rennen bestreiten und schauen, ob die Sache heuer überhaupt noch realisierbar ist. Sollte es 2020 nicht klappen, werde ich den Gedanken aber weiter verfolgen. Mit 30 Jahren fühle ich mich noch nicht zu alt, und Olympia 2024 wäre auf jeden Fall noch eine Option für mich.“

„Sollte es 2020 mit der Olympiateilnahme im Cross Country nicht klappen, wäre 2024 auf jeden Fall eine Option für mich.“

Daniel Geismayr

Um für den Tanz auf drei Hochzeiten bestens gerüstet zu sein, hat sich Vorarlbergs Parade-Mountainbiker in den letzten Wochen und Monaten den erklärten Zielen angepasst. „Ich habe nicht nur bedingt durch die milden Temperaturen auf die zuvor üblichen Skitoureneinheiten verzichtet und dafür extrem viel Zeit auf dem Bike oder Ergometer verbracht. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Verbesserung der Schnelligkeit. Durch das langjährige Ausdauertraining für die MTB-Marathons war es kein Problem, bei Straßenrennen – egal ob auf der Ebene oder bei Anstiegen – die konstante Belastung zu halten. Was mir bislang etwas gefehlt hat, war die notwendige Spritzigkeit, um bei verschiedenen Rennsituationen den Tempowechsel mitzugehen. Zumindest von den gemessenen Werten bin ich mit der Entwicklung und Verbesserungen in diesem Bereich zufrieden. Vom Leistungspotenzial bin ich auf jeden Fall weiter als in den Jahren zuvor zu diesem Zeitpunkt.“

Klare Prioritäten

Nicht zuletzt wegen des Olympiatraums haben für Geismayr auch in dieser Saison die Mountainbikerennen einen höheren Stellenwert als die Einsätze bei Straßenrennen. „Natürlich werde ich bei allen Rennen alles geben. Bei den Straßenrennen sehe ich mich als Teil der Mannschaft, bei den MTB-Rennen bin ich komplett auf mich alleine gestellt. Dies ist sicher der große Unterschied und Ansporn zugleich.“