So geht die Fußballfamilie Chabbi mit dem Coronavirus um

Sport / 18.03.2020 • 08:00 Uhr
So geht die Fußballfamilie Chabbi mit dem Coronavirus um
Bis zum 30. Mai läuft der Leihvertrag von Seifedin Chabbi beim FC St. Mirren. In der Türkei ist er noch bis 2021 bei Gaziantepspor unter Vertrag. PRIVAT

Tausende Kilometer liegen zwischen den Familienmitgliedern. In Tunesien und Schottland erleben Lassaad und Seifedin Chabbi den unterschiedlichen Umgang mit der Ausbreitung.

Schwarzach Bludenz ist seit Jahrzehnten der Lebensmittelpunkt der Fußballfamilie Chabbi. Derzeit aber trennt der Fußball: 1476 km weiter südlich arbeitet Lassaad Chabbi (58) als Trainer beim tunesischen Tabellendritten US Monastir, Sohn Seifedin Chabbi spielt derzeit 1779 km nordlich der Vorarlberger Alpenstadt in Schottland für den FC St. Mirren. Seit dem Wochenende ist der Fußball in beiden Ländern gestoppt und ein Ende der Pause nicht absehbar. Doch weder Vater noch Sohn denken derzeit daran, nach Vorarlberg zurückzukehren. „Jetzt ist es besser, im Land zu bleiben“, sagt Lassaad Chabbi mit dem Hinweis auf die Coronavirus-Pandemie. Seifedin erklärt gegenüber den VN: „Es wäre unverantwortlich, jetzt in ein Flugzeug zu sitzen. Ich denke da an meine Familie, vor allem an meine Mutter. Deshalb rate ich allen: Bleibt zuhause.“

Lassaad Chabbi (rechts) mit den beiden Klubärzten Dr. Riad Hizim und Dr. Ilyes Bouzgaro. <span class="copyright">PRIVAT</span>
Lassaad Chabbi (rechts) mit den beiden Klubärzten Dr. Riad Hizim und Dr. Ilyes Bouzgaro. PRIVAT

Lassaad Chabbi bleibt in Tunesien

In Tunesien haben die Regierungsstellen das Training für Fußballklubs bis 4. April ausgesetzt. Noch am Wochenende war Lassaad Chabbi mit Monastir im Einsatz. Im Cup-Achtelfinale, einem Geisterspiel, feierte er einen 1:0-Erfolg über Club Africain. Nun hat er die Mannschaft in den Heimaturlaub entlassen. Davor gab es noch ein Gespräch der Klubärzte mit den Spielern, die ein individuelles Trainingsprogramm erhielten. Chabbi bleibt zusammen mit fünf Legionären und der Familie des Klubpräsidenten und Hoteleigentümers im Hotel wohnen. „Hier fühle ich mich gut aufgehoben“, erzählt er. Ansonsten habe sich das Leben in der Ferienstadt am Mittelmeer drastisch verändert. „Derzeit schließen die Cafés und Restaurants um 16 Uhr. Das kann aber morgen schon anders sein“, sagt er und verweist auf eine Ansprache des tunesischen Präsidenten im Fernsehen, die für Dienstagabend anberaumt war. Er, so Chabbi, verlasse nunmehr das Hotel nur noch für einen kleinen Spaziergang. „In Tunesien spricht man von 20 positiv getesten Personen. Wir haben noch keine Toten zu beklagen. Jetzt müssen wir abwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt.“

„Mein Vater ist richtig erfolgreich. Auf der Wunschliste der großen Klubs ist er ganz oben.“

Seifedin Chabbi, Spieler FC St. Mirren

In Gedanken in Vorarlberg

„Grüße nach Vorarlberg aus dem verregneten Schottland.“ Mit diesen Worten meldete sich Seifedin Chabbi am Telefon. Zusammen mit dem ehemaligen Austria-Lustenau-Teamkollegen Ilkay Durmus spielt der 26-Jährige für den schottischen Erstligisten FC St. Mirren. Mit dem Sieg zuletzt gegen Heart of Midlothian (1:0) konnte man sich im Abstiegskampf Luft verschaffen. „Das war gut“, sagt Chabbi, „vielleicht wird die Saison ja abgebrochen.“ Vor dem Glasgow-Derby Rangers gegen Celtic war die Meisterschaft unterbrochen worden. „Selbst ein Geisterspiel hätte nichts genützt, denn die Pubs wären voll gewesen“, erzählt der Stürmer und ergänzt: „Jeder hier in Schottland ist irgendwie Rangers- oder Celtic-Fan, egal welchen Klub er sonst unterstützt. Das ist einfach eines der größten Derbys der Welt.“

Für seinen Vater findet Seif lobende Worte: “Er macht einen richtig guten Job in Tunesien. Auch, weil er dazugelernt hat, weil er heute einige Dinge anders macht. Viele große Klubs haben seinen Namen auf der Wunschliste. Ich freue mich für ihn.”

Derzeit ist das Training beim FC St. Mirren bis 23. März unterbrochen, doch Chabbi geht von einem längeren Zeitraum aus. Und so sammelt er derzeit alle Informationen über Vorarlberg. Kein Wunder: Seine Mutter Latifa, seine jüngere Schwester Leila und seine Brüder Nino und Adel wohnen wohnen ebenso im Ländle, wie seine Verlobte Johanna, die in Götzis lebt und arbeitet. Als Kindergärtnerin sei sie derzeit im Bereitschaftsmodus und zudem gebe es Unsicherheit, weil der Sohn einer Mitarbeiterin auf Skiwoche am Arlberg war. Deshalb sagt er voller Überzeugung: „Fußball macht das Leben sicher lebenswerter, das Wichtigste im Leben ist aber die Gesundheit.