Ronivaldo und Co. als Helfer

Sport / 23.03.2020 • 21:13 Uhr
Austria-Goalgetter Ronivaldo (rechts) ist derzeit unterwegs, um Alkohol für einen guten Zweck zu sammeln.Paulitsch
Austria-Goalgetter Ronivaldo (rechts) ist derzeit unterwegs, um Alkohol für einen guten Zweck zu sammeln.Paulitsch

Austria-Torjäger ist sich für körperliche Arbeit im Dienste der Gemeinschaft nicht zu schade.

Lustenau Abgestandener Wodka, alter Obstler, Überreste von Gin, hochprozentiger Fusel aller Art: nicht eben die Welt eines aktiven und erfolgreichen Fußballstars. Dieser Tage doch, ohne dass selbiger zum Säufer geworden wäre. Ronivaldo und die im Land verbliebenen Austria-Kicker stellen sich seit Tagen in den Dienst der guten Sache. Sie sammeln im ganzen Land nicht konsumierte alkoholische Getränke und bringen diese zur Destillerie Freihof. Dort wird das Hochprozentige in Desinfektionsmittel verwandelt – ein dringend benötigtes Gut in Zeiten von Corona.

Kistenschlepper

„Ich mache das gerne“, sagt der 31-jährige Brasilianer. „Wir müssen in Zeiten wie diesen doch zusammenhalten. Und nachdem es bei der Austria eine solche Aktion gibt, ist es für mich keine Frage, da mitzuhelfen.“ Sagt‘s und schleppt eine Holzkiste voll mit Alkflaschen zum Van seines Freundes Thiago de Lima Silva (36).

Die Corona-Krise hat aus vielen Sportlern mittlerweile willige Arbeiter gemacht. Bei der Austria führt Mittelfeldmann Pius Grabher (26) die „Gruppe Schnaps“ an. „Pius organisiert seine Mannschaftskollegen, die in Zweierteams zu Haushalten fahren und von dort den Alkohol abholen.“

Desinfektionsmittel

„Wir haben schon Anrufe aus dem ganzen Land bekommen, von Hörbranz bis Zürs. Nur kommen wir nach Zürs wegen der Quarantäne gar nicht hin“, berichtet Austria-Geschäftsführer Vinzenz Bauer. Er selbst holt Alkoholkisten sogar mit dem Kiki ab und transportiert sie per Drahtesel zur Destillerie Freihof.

Während man in vielen Haushalten froh ist, den alten Alkohol loszuwerden, freut man sich beim Freihof über die Lieferungen für den guten Zweck. Von den Austriaspielern sind neben Ronivaldo auch seine Landsleute Wallace, Matthäus und Richard im Einsatz. Aber auch Christoph Freitag, Darijo Grujcic, Pius Grabher, Florian Eres, Lukas Katnik, Bojan Avramovic und Daniel Tiefenbach sind täglich auf Schnapsgang.

Disziplinlose Brasilianer

Als Fußballer sind Ronivaldo und Co. derzeit nur sehr eingeschränkt aktiv. „Ich mache etwas für Kondition und Kraft, gehe laufen und spiele mit Thiago zu Hause Fußballtennis. Viel mehr kann ich derzeit nicht machen“, beschreibt der Goalgetter sein derzeitiges Fußballerleben. Was ihn wirklich beunruhigt, ist der Umgang seiner brasilianischen Landsleute in der Heimat mit der Corona-Gefahr. „Ich höre immer wieder, wie sie die behördlichen Anordnungen missachten und sich in Gruppen treffen. So als sei nichts geschehen. Das stimmt mich traurig.“