Motorsport: Christian Klien 2.0

Der ehemalige Formel-1-Pilot ist in der nächsten Karrierephase angekommen.
Hohenems Formel-1-Grand-Prix und 24- Stunden-Rennen – Monaco, Monza oder Le Mans. Da hat man Christian Klien vor 10, 15 Jahren erfolgreich am Start gesehen. Jetzt ist der 37-Jährige als Autorennfahrer in einer nächsten Karrierephase angekommen.
„Nicht mehr als Werksfahrer nur ins Lenkrad beißen, sondern im GT-Rennsport das Große und Ganze eines Privat-Teams sehen und fördern können.“ So sieht Klien seine Rolle im JP-Motorsport Team des polnischen Geschäftsmannes Patryk Krupinksi. Sozusagen aus dem Stand hat man heuer beim ersten Antreten viel Beachtung in der europäischen GT-Open Meisterschaft für GT3-Autos bekommen: ein Laufsieg, dreimal Klassensieger und Vizemeister in der Pro-Am Wertung.
Noch mehr gewinnen
Klar, der Hohenemser trug als Fahrer den Großteil zum Erfolg bei. Aber, wie er sagt, auch dazu, dass der AMG-Mercedes leistungsfähig war, die Rennstrategie des Teams passte und der talentierte Amateur Krupinski schnell viel lernte.
„Ich bleibe bei JP-Motorsport, und wir wollen 2021 in der selben Serie weitermachen“, skizziert er seine nahe Zukunft. Und nicht weiter in die neue DTM für GT3 Autos oder zu den GT-World-Rennen? „Um mit den Werksteams in der DTM zu konkurrieren, ist es für uns noch zu früh.“ Klien will erstmal seinen Kompagnon und Teameigner Krupinski fahrerisch weiterbringen. „So können wir als Privatteam bei GT Open noch mehr gewinnen. Und, wie heuer schon einmal ausprobiert, laufend ein zweites Auto für Privatfahrer einsetzen.“ Jede Menge neuer Motive für Klien also. Selbst ein Team zu haben, das braucht der 37-Jährige nicht. Als Racing-Insider und guter Beobachter weiß er, was Risikokapital bedeutet. Apropos Risiko. Mit Hinblick auf Corona bezeichnet Klien den Autorennsport als „ziemlich resistent“, funktionierend auch ohne Zuseher vor Ort und unter Hygieneauflagen. Im ESport versuchte sich Klien übrigens während des Lockdown im Frühjahr nicht. „Davon hatte ich ja schon gehabt, ich war ja bei Williams im Formel-1-Simulator Testpilot.“ 2012, in seinem letzten Job in der Königsklasse, simulierte Klien online im Werk in Grove, was der Rennwagen gerade beim GP-Einsatz machte. Formel-1-Déjà-vus hatte Klien auch zuletzt beim 24-Stunden-Rennen in Spa. Dort traf er bei seiner Aufholjagd nach dem Start mitten im Feld auf den ehemaligen Grand-Prix-Kollegen Giancarlo Fisichella. „Der hatte da auch zwei Amateure im Ferrari und musste deswegen wie ich von hinten starten“, schmunzelte Klien dazu. John Watson als TV-Kommentator fand das Duell „most delighting“, also, höchst erfreulich, so wie auch mehrere Matches von Klien mit früheren Le Mans-Podiumskollegen Stephane Ortelli.
Monaco bleibt im Kopf
Was Klien heute noch leid tut, ist der Ausfall beim Monaco Grand Prix 2006, wo er vor Teamgefährten David Coulthard, der dann für Red Bull Dritter wurde, auf Platz fünf vorgefahren war. Richtig stolz ist er noch immer auf den F3-Sieg beim „Masters“ 2003 und den dritten Platz im Peugeot Prototyp bei 24 Stunden-Klassiker von Le Mans 2008. Kliens Wünsche für die Saison 2021? Demnächst erfolgreiche Tests mit dem AMG Mercedes in Portugal zu haben. Und dass die Turbotriebwerke der heuer dominanten McLaren und Aston Martin im kommenden Jahr vom Reglement ein bisschen eingebremst werden.
Das 1000-km-GT-Rennen von Paul Ricard, das Klien 2018 in einem Lexus gewann und demnächst wieder stattfindet, wird erstmal ausgelassen. „Das braucht wahnsinnig viel Ressourcen, die wir lieber in die nächste Saison investieren.“ HEB