Das Siegergen der letzten Jahre aufleben lassen

Ländle-Asse mit breiter Brust vor Heimweltcup in Innsbruck-Igls.
Innsbruck-Igls Die Kunstbahnrodelsaison nimmt am Wochenende in Innsbruck-Igls coronabedingt unter strikten Hygienemaßnahmen, ohne Fans und Athleten aus Übersee Fahrt auf. Die heimischen Asse wollen die Konkurrenz um Weltcuptitelverteidiger und Weltmeister Roman Repilow nicht nur im Tiroler Eiskanal fordern. Vor einem Jahr gelang dem Bludenzer Jonas Müller vor Repilow ein idealer Auftakt. Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels im Sprint im Jänner 2019 stand der HLSZ-Sportsoldat erstmals bei einem Weltcupbewerb ganz oben auf dem Siegerpodest. „Die Eindrücke und Emotionen werde ich ganz sicher nie vergessen“, blickt Müller mit Freude zurück. Geht es nach dem Älteren der beiden Müller-Brüder, will er diese Glücksgefühle natürlich gleich zum Auftakt wieder erleben und im Verlauf seiner dritten Weltcupsaison so oft wie möglichauskosten. „An sich sind mir technisch anspruchsvolle Bahnen lieber, aber ich habe sehr gute Erinnerung an Igls und werde alles daransetzen, die Leistung aus dem Vorjahr wieder abzurufen“, erklärte Müller vor dem ersten internationalen Aufeinandertreffen am Samstag (9/10.30 Uhr). An seine Teamkollegen wie Olympiasieger David Gleirscher und Wolfgang Kindl hatte der Bludenzer zuletzt mit seinem ersten Staatsmeistertitel bereits ein Signal geschickt.
Ex-Weltmeister Kindl ist mit neuem Material noch auf der Suche nach der Feinabstimmung. „Der neue Schlitten hat zu Beginn des Eistrainings sehr gut angezeigt, zuletzt war die Abstimmung aber nicht mehr ganz am Punkt, hier gilt es noch die optimale Lösung zu finden. Prognosen sind schwierig, aber ich fühle mich in Igls generell sehr wohl, weiß wie man auf dieser Bahn Rennen gewinnt“, so der Tiroler.
Neben dem Russen Repilow, dessen Landsmann Semen Pawlitschenko wird wohl auch wieder mit dem Südtiroler Dominik Fischnaller und den Deutschen mit Felix Loch zu rechnen sein. ÖRV-Cheftrainer Rene Friedl glaubt nach insgesamt guter Vorbereitung, in der es mit Nico Gleirscher und Yannick Müller zwei kurzzeitige Corona-Ausfälle gegeben hatte, auf einen guten Start in die insgesamt sieben Igls-Entscheidungen. „Wir hoffen zum Auftakt auf drei Podestplätze und wollen in der Endabrechnung im Weltcup um die Kristallkugeln im Doppelsitzer und bei den Herren mitreden“, so Friedl. Bis auf die gehandicapten Reinhard Egger (Rückenprobleme) und Madeleine Egle (Schulterverletzung) seien alle topfit.
Steu/Koller wollen die Favoriten ärgern
Im Doppelsitzer gehören der Bludenzer Thomas Steu und sein gleichaltriger Tiroler Partner Lorenz Koller ebenfalls seit Jahren zu den Besten der Besten in ihrer Sparte. Insgesamt 19 Top-3-Platzierungen in den letzten vier Jahren unterstreichen dies eindrucksvoll. Nach einem schweren Sturz letzten Jänner in Sigulda und einem Schien- und Wadenbeinbruch von Steu will Österreichs Parade-Doppelsitzer trotz der Freude des Restarts die Erwartungen nicht zu hoch schrauben, aber möglichst bald wieder die deutschen Asse Toni Eggert/Sascha Benecken und Tobias Wendl/Tobias Arlt ärgern. „Die vergangenen neun Monate waren nicht einfach, umso größer ist die Freude, wieder zurück im Weltcup zu sein. Die Materialentwicklung ist sehr positiv verlaufen, der Grundspeed passt schon ganz gut, dafür haben wir am Start noch leichte Defizite. Wir sind happy, dass es wieder los geht, Wettkämpfe sind bekanntlich das beste Training. Man wird sehen, wofür es reicht beziehungsweise was es noch braucht“, sagte Steu. An den Heimweltcup haben die beiden 26-jährigen HLSZ-Sportler besonders gute Erinnerungen: 2018 feierten sie Triumphe im Sprint und olympischen Doppelsitzer, und im Vorjahr gab es die Plätze zwei im Doppelsitzer sowie drei in der Teamstaffel.

Mit dem Bludenzer Yannick Müller (21) und Armin Frauscher aus Tirol sowie Juri Gatt/Riccardo Schöpf werden erstmals seit 2009/10 wieder drei rot-weiß-rote Doppelsitzer antreten. Müller/Frauscher wollen sich weiter in kleinen Schritten an die Weltspitze herantasten und startet mit viel Zuversicht in seine zweite Weltcupsaison. „Wir haben unseren Schlitten über den Sommer optimiert, fühlen uns gut vorbereitet und wollen in dieser Saison die Leistungen des letzten Winters bestätigen und ausbauen. Vom Können her trauen wir uns definitiv die Top-6 zu, das ist auch das Ziel für den Auftakt in Igls“, erklärte Yannick Müller.

Bei den Frauen stehen die Comebacks der deutschen Asse Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger nach ihren Babypausen im Fokus. Für Österreich treten neben Egle, Lisa Schulte, Hanna Prock und Debütantin Barbara Allmaier an.
Im Rahmen des Weltcupauftakts in Igls werden am Wochenende gleich sieben Entscheidungen gefällt. Neben den Disziplinrennen steht eine Teamstaffel, sowie ein Sprint-Weltcup auf dem Programm. Eröffnet wird der Reigen am Samstag von den Herren im olympischen Einsitzer (9/10.30 Uhr) und Doppelsitzer (12.40/14 Uhr). Am Sonntag folgen die Entscheidungen der Damen (9/10.25 Uhr) und die Teamstaffel (12.40 Uhr), abgerundet wird der Auftakt mit einem Sprint-Weltcup (14 Uhr Herren, 14.45 Uhr Doppelsitzer und 15.20 Uhr Damen). Als Ouvertüre steigt am Freitag (9 Uhr) der Nationencup, den viele Nationen als Ausscheidungsrennen verwenden.
Aktive aus 22 Nationen beim Auftakt dabei
Kufenflitzer aus 22 Nationen haben für den Auftakt gemeldet, die Protagonisten aus den USA und Kanada steigen aufgrund der Pandemie erst im Jänner 2021 in den Weltcup ein. Aufgrund eines Präsidiumsbeschlusses der FIL steht beim Weltcupauftakt jeder Nation ein zusätzlicher Startplatz zu Verfügung. Damit sind in Igls pro Nation fünf Herren, vier Damen und drei Doppelsitzer startberechtigt. Österreich schöpft das komplette Kontingent aus.
Neun Stationen bis Mitte Februar
Der 43. Weltcupwinter im Kunstbahnrodler bringt spezielle Voraussetzungen und Maßnahmen, aber auch Neuerungen mit sich. Erstmals werden keine Rennen in Übersee stattfinden. Bei den insgesamt neun Stationen in Innsbruck (2x), Altenberg, Oberhof (2x), Winterberg, Berchtsgaden-Königssee und Sigulda wird erstmals neben der großen Kristallkugel für den Sieg in der Gesamt-Weltcupwertung auch je eine kleine Kristallkugel für die Disziplinen-Gesamtsieger des klassischen Weltcups und des Sprint-Weltcups vergeben. Höhepunkt der Saison ist die Weltmeisterschaft, die vom 29. bis 31. Jänner 2021 in Berchtesgaden-Königssee ausgetragen wird. Zusätzlich steht am 9./10. Jänner im Rahmen des Weltcups die Europameisterschaft in Sigulda auf dem Programm. Der Testwettbewerb und die für kommenden Februar geplante internationale Trainingswoche im Yanqing National Sliding Center wurden auf den Herbst 2021 verschoben, ein Ersatzort für das Weltcupfinale wird gegenwärtig vom Internationalen Rennrodelverband (FIL) gesucht.