Giro d’Italia 2021 – Mein Tagebuch: Matthias Brändle über das Maglia Rosa

Damit hat wirklich niemand rechnen können, als wir gestern zum Einschreiben gefahren sind. Denn der Wetterbericht hätte schlechter nicht sein können. Knapp 200 Kilometer und wenig Aussicht auf trockene Phasen. Nach dem Start nahm das Rennen schnell Fahrt auf. Sehr viele Fahrer waren am Attackieren, und so mussten auch wir die Taktik etwas ändern und Fahrer mit in die Gruppen schicken. Rund 20 Fahrer fuhren vorneweg, mit dabei auch unser Alesandro de Marchi – und niemand im Feld hatte wirklich Lust aufzuschließen.
Wir wussten, dass de Marchi auf dem Papier der stärkste Bergfahrer sein müsste. Je näher wir schließlich dem Ziel kamen und der Vorsprung gleich blieb, wuchs die Spannung, Vorfreude und die Hoffnung, das Rosa Trikot zu uns ins Team zu bringen.
Geschafft! Es ist auch für mich eine Premiere, das Führungstrikot des Giro in den eigenen Reihen zu haben. Heute, bei der Sprintetappe sollte es relativ leicht zu verteidigen sein, morgen bei der Bergankunft könnte es knapp werden. Persönlich freue ich mich jedenfalls darauf, das Feld vorne anführen zu dürfen. Die Beine drehen gut, am Berg gab es kleinere Probleme, aber ich fühle mich deutlich besser in Form als im Vorjahr. Und keine Angst, da ich nach dem Motto fahre: „Bist du nicht ganz vorne dabei, spare jedes Korn“, ist es nicht ganz so schlimm, wie es die Gesamtwertung vermuten lässt.
Matthias Brändle (30) ist Radprofi, ehemaliger Stunden-Weltrekordler und bestreitet für das israelische Team Israel Start Up Nation seine fünfte Italien-Radrundfahrt.