Giro d’Italia 2021 – Mein Tagebuch: Matthias Brändle über die Stadt der Liebe

Verona, die Stadt der Liebe – so heißt es. Doch von Liebe habe ich nicht viel gespürt. Ich denke, meine Liebe macht es sich lieber im Ländle gemütlich …
Sportlich gab es eine gemütliche Flachetappe bei bestem Radwetter. Nach den zwei superharten Etappen hat das Peloton heute quasi einen Ruhetag eingelegt. Zwar ging es über fast 200 Kilometer, allerdings recht gemütlich. Erst die letzten 20 Kilometer ging es richtig zur Sache. Mein Job in unserem auf fünf Fahrer reduzierten Team war es, bei unserem Sprinter zu bleiben, quasi als sein Schatten, und wann immer nötig, wieder etwas in den Wind zu gehen und ihn dann ein Stück weiter nach vorne zu bringen. Unser Ziel war das Hinterrad von Peter Sagan, da er unserer Meinung nach über den schnellsten Sprintzug auf den letzten Kilometern verfügte. Am Ende wurde Davide Cimolai Vierter, knapp von Sagan im Sprint geschlagen. Apropos Sprint-Geschwindigkeit: 76 km/h wurden auf den letzten 250 m bis zur Ziellinie gemessen.
Für uns sind jedoch ein paar wichtige Punkte für das Punktetrikot verloren gegangen. Doch das Wichtigste ist: Wir sind noch im Rennen und ein paar schwere Etappen warten. Jetzt geht es in die Berge. Da heißt es wieder leiden. Getreu dem Motto “Was einen nicht umbringt, macht einen stärker” werden wir auch diese Berge bezwingen.
Matthias Brändle (31) ist Radprofi, ehemaliger Stunden-Weltrekordler und bestreitet für das israelische Team Israel Start-Up Nation seine fünfte Italien-Radrundfahrt.