„Ich will den schönen Fußball sehen“

Sport / 16.06.2021 • 22:50 Uhr
Physiotherapeut Roland Jansen zeigt an, für wen sein Herz heute schlägt. Der Niederländer hofft auf einen Sieg gegen Österreich. VN7Steurer
Physiotherapeut Roland Jansen zeigt an, für wen sein Herz heute schlägt. Der Niederländer hofft auf einen Sieg gegen Österreich. VN7Steurer

Roland Jansen (52) lebt in Frastanz. Doch heute ist er emotional ganz in Holland.

Lustenau Als der Physiotherapeut und Schwager von Landeshauptmann Markus Wallner (53) Anfang der 90er-Jahre von Holland nach Vorarlberg kam, war sein Fußballerherz schon längst vergeben. „Johan Cruyff ist mein größtes Idol. Ich liebte seine Art, Fußball zu spielen. Es ist der holländische Fußball schlechthin. Ich wünsche mir, dass die Nationalmannschaft heute so gegen Österreich spielt. Ich will den schönen Fußball sehen. Der ist mir fast lieber als das Resultat.“

Sentimentale Reise

Das Gespräch mit Jansen entwickelt sich zwangsläufig zu einer sentimentalen Reise in die glorreiche Vergangenheit der „Elftal“, wie die Nationalmannschaft in den Niederlanden genannt wird. Ein Stück davon ist Österreich, Ernst Happel. Der unvergleichliche „Wödmasta“ saß auf der Bank der Oranjes, als diese 1978 im Finale Gastgeber Argentinien mit viel Pech unterlagen. Rob Rensenbrink hatte damals in der letzten Spielminute der regulären Spielzeit nur die Stange getroffen, in der Verlängerung entschied Mario Kempes das Match zugunsten der Argentinier. Ernst Happel hatte ein knappes Jahrzehnt vorher Feyenoord Rotterdam zum Europacup- und Weltpokalsieg geführt.

Wird Holland wieder groß?

Das Holland der Vergangenheit war groß. Wird es das Holland von heute auch? Jansen hofft. Er hat viel Gutes gesehen im Spiel der Elftal gegen die Ukraine. „Wahrscheinlich werden Taktik-Verfechter das anders sehen. Aber ich möchte eine holländische Mannschaft sehen, die attraktiv spielt. Das wollen die Fans auch“, betont der Physiotherapeut. Genau deswegen sei das 5-3-2-System, das Frank de Boer gerne spielen lasse, gar nicht beliebt. „Die Leute wollen eine offensive 4-3-3-Variante sehen. Das ist Johan Cruyff, das ist Holland“, erklärt Jansen mit anschwellender Begeisterung. Nachsatz: „5-3-2 wird bei vielen als Verrat angesehen.“

Der Papa war stärker

Die österreichische Mannschaft stuft der zweifache Familienvater als qualitativ gute Truppe ein. „Unsere Mannschaft wird dieses Spiel wohl etwas vorsichtiger angehen. Die Österreicher sind schließlich im Umschaltspiel stark. Da werden wir aufpassen müssen.“ Dennoch tippt er auf einen 3:1-Sieg für seine Oranjes. „Aber wenn’s ein 1:1 wird und wir steigen beide in die nächste Runde auf, soll’s mir auch recht sein“, gibt’s im Nachsatz einen diplomatischen Zugang zur sportlichen Auseinandersetzung seiner neuen Heimat mit der alten, die sich nicht mehr aus dem Herzen eliminieren lässt.

Klarerweise hat Roland Jansen auch seine zwei Kinder (13 und 17) zu Fußball-Niederländern gemacht. „Da war der Papa stärker“, meint er augenzwinkernd, während er das Holland-Trikot mit der Nummer 14 (Johan Cruyff) fixiert.