Waffen und Ausrüstung im Anflug auf Lima

Sheileen Waibel und Co. hoffen bei Schützen-WM in Peru auf Starts in
KK-Bewerben.
Sao Paulo „Noch bin ich nicht in Lima angekommen. Erst wenn ich die Gewehre, Munition und Schießbekleidung den Schützen übergeben habe, kann ich erstmals wieder einmal durchatmen.“ In den letzten vier Tagen waren das Organisationsgeschick und die Verhandlungskünste von Margit Melmer mehr als nur gefragt. Die gebürtige Wienerin, seit 2008 Sportkoordinatorin und Bundessportleiterin beim Österreichischen Schützenbund (ÖSB), ist guter Dinge, dass ihre abenteuerliche Reise im Vorfeld der JuniorenWM in Peru ein versöhnliches Ende findet.
Pilotin verweigerte Transport
Zur Vorgeschichte: Die Anreise war nicht nur von einem, sondern mit unzähligen Hindernissen verbunden. Beim Abflug am Samstag in München, als alle fünf ÖSB-Schützen, darunter die Hohenemser Geschwister Sheileen und Kiano Waibel und deren Trainer und Betreuer bereits in der Maschine saßen, weigerte sich die Pilotin plötzlich, Waffen und Munition, mitzunehmen. „Das gesamte Equipment wurde auf das Rollfeld gestellt und ich wurde aufgefordert, die insgesamt sechs Waffenkoffer und sechs Bekleidungstaschen mit einem Gesamtgewicht von knapp 400 kg, abzutransportieren“, erzählt Melmer.
Zwei Tage verhandelte Melmer mit Reisebüros, Fluglinien und Behörden, ehe sich eine Airline bereit erklärte, den Transport zu übernehmen. Da der Flug aus Frankfurt über Sao Paulo nach Lima ging, musste Melmer die Gerätschaften in einer Nacht- und Nebelaktion nach Frankfurt bringen. „Ich habe einen Kleintransporter gemietet, bin in Rekordzeit von München nach Frankfurt gefahren und habe es dank der Hilfe von einigen Personen vor Ort geschafft, rechtzeitig die Taschen und Kisten einzuchecken. Als ich nach getaner Arbeit um 22 Uhr selbst ins Flugzeug gestiegen bin, war ich fix und fertig und bin noch vor dem Abflug eingeschlafen.“
23 Stunden Aufenhalt in Brasilien
Dass das Sportgepäck noch nicht am WM-Ort in Peru angekommen ist, liegt am 23-stündigen Zwischenstopp in Sao Paulo. „Aufgrund der Bestimmungen durfte ich nicht einmal den Transitbereich verlassen.“
Wenn alles nach Plan läuft, sollte Melmer mit der gesamten Ausrüstung heute früh in Lima landen. „Beim Zwischenstopp in Brasilien habe ich versucht, den Transport vom Flughafen an den Schießplatz zu organisieren. Wenn alles optimal läuft, könnten die Burschen am Luftgewehr-Mixed (Anm. mit Kiano Waibel) teilnehmen.“
Medaillenkandidatin Sheileen Waibel hat den Luftgewehrbewerb bereits versäumt und kann lediglich noch bei dem am Sonntag beginnenden Kleinkalibergewehr ihr Glück versuchen. „Die großen Leidtragenden an der misslichen Geschichte sind die Schützen. Nach den coronabedingten Kapriolen 2020 nun dieses Desaster. Sie haben sich trotz der Umstände zwei Jahre auf diese WM vorbereitet und werden so um den Lohn ihrer Trainingsarbeit gebracht.“
Nach dem sprichwörtlichen Tanz auf der Rasierklinge bei der Anreise ist die Causa für Melmer aber noch nicht beendet: „Nach allem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, gilt es, eine Lösung für die Rückreise zu finden. Meine Mission ist erst erfüllt, wenn alle Schützen und die Waffen wieder in Österreich sind.“
„Meine Mission ist erst erfüllt, wenn wir die Ausrüstung zurück in Österreich haben.“

