Andreas Lienhart: “Fußball ist nicht das Wichtigste”

Der 35-jährige Ex-Altach-Spieler und nunmehrige Hartberg-Cotrainer spricht vor seiner Rückkehr ins Ländle über den Schock nach dem Zusammenbruch von Raphael Dwamena und seine Ziele als Trainer.
Linz Nach 15 Jahren als Profifußballer, neun davon beim Cashpoint SCR Altach, mit vielen Höhenpunkten klingen die Worte von Andreas Lienhart sehr nachdenklich. „Es gibt definitiv Wichtigeres als Fußball“, sagte er im VN-Gespräch während der Busfahrt des TSV Hartberg von Linz nach Altach, wo am Samstag (17 Uhr) das nächste Bundesliga-Spiel ansteht. Am Abend zuvor hatte der nunmehrige Cotrainer der Elf aus der Oststeiermark miterleben müssen, wie beim Cupspiel der Hartberger in Linz BW-Stürmer nahe der Auswechselbank unter Schreikrämpfen zusammengebrochen war. Erinnerungen an die EM, als Dänemarks Christian Eriksen im Spiel gegen Finnland kollabiert war, wurden wach. Nicht alltäglich und laut Lienhart „nicht schön anzuschauen.“ An ein Weiterspielen war nicht zu denken. „Da waren wir uns alle einig“, so der Steirer und ergänzt: „Ich bin nur froh, dass es ihm wieder gut geht.“
Für die Hartberger änderte sich durch den Spielabbruch jedoch der geplante Ablauf im Hinblick auf das Altach-Spiel. So wurde gestern in Linz vor dem Mittagessen noch eine schärfere Trainingseinheit abgehalten und dann startete die Reise in Ländle, wo die Mannschaft im Hotel am Garnmarkt übernachten wird.
„Am schönsten ist es zu sehen, dass ganz viele Wege zum Erfolg führen.“
Andreas Lienhart über seine Trainerambitionen
Trainerausbildung im Fokus
Für Lienhart ist es die erste Rückkehr nach Altach auf der Trainerbank. Im Frühjahr, beim 2:2 am 24. April, hatte er noch als Spieler über 90 Minuten auf dem Platz in der Cashpoint Arena gestanden. Zumindest seine Bilanz als Fußballer in Spielen gegen Altach ist makellos: Drei Siege, drei Remis und ein Torverhältnis von 11:8.
Am Samstag nun nimmt er erstmals in offizieller Trainermission auf der Bank der Hartberger Platz. Über den Sommer wurde Lienhart in das Trainerteam rund um Chefcoach Kurt Russ (56) beordert. Eine Umstellung, wie der 35-Jährige erzählt. Dennoch wirkt er im Gespräch sehr reflektiert und zufrieden. „Natürlich ist alles sehr schnell gegangen. Aber so habe ich die Chance, weiter im Profifußball zu bleiben. Deshalb ist mir die Entscheidung sehr leicht gefallen.“ Zumal der Draht zum Chef „sehr gut“ ist. So beschreibt er Kurt Russ als „absoluten Teamplayer, der auch menschlich top ist und das offene Gespräch sucht“. Insgesamt sei man im Betreuerstab sehr breit aufgestellt, auch würden die einzelnen Meinungen sehr respektiert werden. „Es macht richtig Spaß.“
Für Lienhart steht fest, dass er die Trainerausbildung weiter verfolgen wird. Derzeit hat er die B-Lizenz in der Tasche. Schon deshalb seien die Erfahrungen, die er nun macht, wichtiger Bestandteil seiner Fortbildung. Zumal er als langjähriger Profi nun die Gelegenheit erhält, das Fußballgeschäft von der anderen Seite zu sehen. Und was würde der Trainer Lienhart heute dem Spieler Lienhart empfehlen? „Er soll den Schritt ins Ausland wagen.“ Auch wenn er der österreichischen Liga, auch aufgrund von RB Salzburg, ein hohes Niveau bescheinigt, die Möglichkeit, im Ausland Fußball zu spielen, wäre noch einmal ein wichtiger Schritt und eine neue Lebenserfahrung gewesen. Nun aber richtet er den Fokus auf das Hier und Jetzt und da heißt der nächste Gegner Altach. Ein Team, in dem mit Philipp Netzer, Emanuel Schreiner oder Martin Kobras Spieler stehen, mit denen er noch immer Kontakt pflegt. Und mit einem Lächeln fügt er hinzu, denn: „Zuletzt hat Pippo gar nicht abgenommen.“