“Hamilton hat klar mehr zu verlieren”

Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher sieht den Briten im Kampf um WM-Krone mehr unter Druck als Max Verstappen.
München In einem von Sky Sport Deutschland lancierten Pressetalk vor den letzten beiden Rennen in der Formel-1-Saison nahm der ehemalige Formel-1-Pilot und aktuelle TV-Experte Ralf Schumacher S gemeinsam mit Sky Deutschland Formel-1-Chef Karl Falks zum Duell der beiden Topstars Max Verstappen (14/Red Bull Racing Team) und Lewis Hamilton (36/Mercedes) Stellung.
“Ich kann mir gut vorstellen, dass Red Bull Verstappen mit einem neuen Motor ausstattet.”
Ralf Schumacher, TV-Experte Sky Sport
Extreme Spannung
Nur acht Punkte trennen Verstappen als Führenden der Saison 2021 von Verfolger Hamilton, zwei Rennen stehen noch auf dem Programm. Den Auftakt für den spannenden Schlussspurt macht am Wochenende die Rennstrecke in Dschidda in Saudi-Arabien. „Die Saison 2021 ist wohl eine der spannendsten der letzten Jahre, vielleicht ist sie sogar geschichtsträchtige“, erklärt Schumacher. Wobei der Bruder des 2013 schwer verunglückten Michael Schumacher in den letzten Wochen erkannt hatte, „dass sich nach den Reibereien zwischen den Teams die Wogen etwas geglättet haben. Die Fahrer haben zuletzt klar gezeigt, den Fokus nur auf die eigene Leistung legen zu wollen“. Was dennoch dem Zuspruch der vielen Motorsportfans keinen Abbruch tat. Sky kann auf 50 Prozent mehr Zuseher im Vergleich zum Jahr 2020 verweisen. „Das dramatische Duell Verstappen als Herausforderer gegen den siebenfachen Weltmeister Hamilton hat einen großen Anteil an der Steigerung“, erklärt Falks, der betont, dass Sky-Seher den Vorteil von drei großen TV-Anstalten genießen: „Durch die Zusammenarbeit von Sky Italia, Sky UK und Sky Deutschland entgeht dem Zuschauer so gut wie nichts nichts an Information.“
Sympathien für Verstappen
Wer nun am Ende den Weltmeistertitel feiern kann, Hamilton seinen achten oder Verstappen seinen ersten, darüber will Schumacher nicht spekulieren, „dennoch hat im Moment Hamilton im Mercedes die Nase vorne. Sie haben die Motorenwahl in den letzten Wochen als taktisches Element eingesetzt. Jetzt wird man sehen, wie Red Bull in den letzten Rennen kontert“. Dass der in Hürth geborene Deutsche es dem Niederländer etwas mehr gönnt, verhehlt er nicht: „Persönlich würde ich es Max mehr wünschen. Er hat sich enorm entwickelt, als Fahrer und als Mensch. Die Drucksituation beim Heim-Grand-Prix in Zandvoort hat er super gemeistert. In meinen Augen hat er nur einen Fehler gemacht, als er sich zuletzt in Brasilien von Hamilton düpieren ließ.“
Reifen als entscheidender Faktor

Für den Briten spricht laut Schumacher die große Erfahrung und das über Jahren gewachsene Team bei Mercedes. „Das System Mercedes hat es eigentlich erst möglich gemacht, dass Hamilton diese Aufholjagd starten konnte. Die war gigantisch“, zollte der ehemalige Williams-Pilot dem Briten Respekt.
Die entscheidenden Faktoren für die Rennen in Saudi-Arabien und Abu Dhabi sieht Schumacher im Wetter und im Umgang mit den Reifen. „Mercedes hat ein Rezept gefunden, um die Reifen bestens nutzen zu können, Red Bull hat das noch nicht“. Dass die Strecke in Dschidda für die Fahrer komplett neu ist, gestern wurde sogar noch geteert, „ist für jeden gleich. Sie alle haben nicht viel Zeit sich die Strecke und ihre Eigenheiten einzuprägen,“ so der Deutsche, der sich gut vorstellen kann, „dass man Verstappen in Dschidda mit einem neuen Motor ausstattet, dort Erfahrungen einholt, um dann in Abu Dhabi gerüstet zu sein für den Endspurt um die WM. Weil davon auszugehen kann, dass Jeddah eine bestens geeignete Strecke für Mercedes ist“.
Die Zeit eilt
Nach dem Nervenkostüm gefragt, gibt Schumacher klar zu verstehen, dass, „Hamilton viel mehr zu verlieren hat. Er will seinen achten Titel, und am besten gleich. Wer weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt für dieses Unterfangen. Da hat Max als deutlich jüngerer Fahrer weniger Druck. Zudem wird man sehen, wie viel Unterstützung der Brite von seinem Teamkollegen Valtteri Bottas bekommt. Bis jetzt kam da eigentlich nicht viel.“