Das Märchen der Gebrüder Müller

Jonas Müller wird als erster Vorarlberger Weltmeister.
Oberhof Es ist ein Märchen mit Happy End. Vor drei Wochen hatte der Bludenzer seinen Rodel geschrottet und war nur durch ein Wunder beim schweren Sturz in Segulda ohne Blessuren geblieben. Die folgende Europameisterschaft in Lettland musste er aufgrund des fehlenden Sportgerätes auslassen. Im Gesamtweltcup liegt der 25-Jährige als viertbester Österreicher nur auf Rang elf, die Vorzeichen vor der Weltmeisterschaft in Oberhof waren nicht die allerbesten. Doch der Sprint-Weltmeister von 2019 ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen und reiste dennoch voller Selbstvertrauen zur Weltmeisterschaft nach Thüringen. „Vielleicht war die Pause gar nicht so schlecht, es hat perfekt gepasst. Am Tag nach dem Materialbruch von Sigulda bin ich im Flieger gesessen, habe mit Andreas Linger in Igls trainiert und mich richtig wohlgefühlt.“ Müller wusste, dass ihm die Bahn entgegenkommt und dass Georg Hackl, der neue Betreuer des ÖRV, mit seiner Expertise den entscheidenden Input zum Erfolg bringen könnte. Die Silbermedaille im Sprint bestätigte Müller, der von den vielen Fans an der Strecke angestachelt wurde. „Vor so vielen Zuschauer macht es einfach brutal viel Spaß und dass es dann für ganz vorne gereicht hat, ist einfach megageil“, sagt der 25-Jährige.
Nach einem Tag Pause lieferte der Bludenzer im Einzelbewerb sein Meisterstück und verwies den Deutschen Max Langenhan dank zweier Laufbestzeiten auf den zweiten Rang. Da der Tiroler David Gleirscher überraschend Bronze holte, stand der Top-Favorit und 14-fache Weltmeister Felix Loch am Ende ohne Medaille da. „Der zweite Lauf war eigentlich gar nicht so gut, da habe ich noch kurz gezittert“, sagte Müller im Ziel, der sich bei seinem gesamten Team bedankte. „Das tut sehr gut, wenn die persönliche Arbeit mit Erfolg gesegnet wird“, freute sich Hackl, der vor der Saison von den deutschen Rodlern zum österreichischen Team gewechselt war.
Für Müller ist der WM-Titel im Einzel der größte Erfolg seiner Karriere, zuvor hatte er bereits im Sprint 2019 in Winterberg überraschend die Goldmedaille gewonnen und ein Jahr später mit WM-Silber im Einzel in Sotschi nachgelegt. Vor Olympia 2022 verpasste er die interne Qualifikation, mit den Spielen 2026 und der Diskussion um die neue Bahn in Cortina hat er sich noch nicht auseinandergesetzt.
Perfekte Comebacksaison
Nur rund zwei Stunden nach Einzel-Gold durfte sich Müller erneut über Edelmetall freuen. Im Teambewerb fuhr er gemeinsam mit Madeleine Egle, Bruder Yannick Müller und Armin Frauscher in der Team-Staffel zu Silber. Das rot-weit-rote Team musste sich um lediglich 23 Tausendstel Sekunden den Deutschen geschlagen geben, auch weil weder die Fahrt der Einzelweltmeisters als auch jene des Doppelsitzer fehlerfrei war. Auch für Yannick Müller und seinen Tiroler Partner Frauscher war es die dritte Medaille der Weltmeisterschaft. Die Paarung hatte nach Bronze im Sprint auch im Einzelbewerb den verdienten dritten Rang belegt. Und das knapp ein Jahr nach der schweren Verletzung von Müller. „Nach meinem Handbruch bei den Olympischen Spielen habe ich den halben Sommer nicht trainieren können, von dem her ist es eine super Comebacksaison. Die drei Platten und 26 Schrauben, die noch im Arm sind, kommen dann nach der Saison raus.“
„Ich fühle mich körperlich extrem gut, habe keine Rückenschmerzen mehr.“

Rodel-Weltmeisterschaft in Oberhof
Herren Einsitzer 1. Lauf 2. Lauf
1. Jonas Müller (AUT) 1:25,478 42,640 42,838
2. Max Langenhan (GER) 1:25,582 +0,104 42,707 42,875
3. David Gleirscher (AUT) 1:25,599 +0,121 42,677 42,922
4. Felix Loch (GER) 1:25,623 +0,145 42,744 42,879
6. Wolfgang Kindl (AUT) 1:25,907 +0,429 42,871 43,036
10. Nico Gleirscher (AUT) 1:26,065 +0,587 42,989 43,076
Herren Doppelsitzer 1. Lauf 2. Lauf
1. Eggert/Benecken (GER) 1:23,517 41,730 41,787
2. Wendl/Arlt (GER) 1:23,688 +0,171 41,893 41,795
3. Y. Müller/Frauscher (AUT) 1:23,709 +0,192 41,839 41,870
4. Steu/Koller (AUT) 1:23,907 +0,390 41,930 41,977
Damen Doppelsitzer 1. Lauf 2. Lauf
1. Degenhardt/Rosenthal (GER) 1:17,619 38,823 38,796
2. S. Egle/Kipp (AUT) 1:17,745 +0,126 38,838 38,907
3. Vötter/Oberhofer (ITA) 1:17,806 +0,187 38,889 38,917
Damen Einsitzer 1. Lauf 2. Lauf
1. Anna Bereiter (GER) 1:23,991 41,987 42,004
2. Julia Taubitz (GER) 1:24,049 +0,058 42,061 41,988
3. Dajana Eitberger (GER) 1:24,107 +0,116 42,084 42,023
4. Madeleine Egle (AUT) 1:24,168 +0,177 42,063 42,105
Sprint Herren Einsitzer
1. Felix Loch (GER) 33,544
2. Jonas Müller (AUT) +0,073 33,617
3. Max Langenhan (GER) +0,122 33,666
4. David Gleirscher (AUT) +0,195 33,739
6. Nico Gleirscher (AUT) +0,213 33,757
Sprint Herren Doppelsitzer
1. Eggert/Benecken (GER) 26,248
2. Wendl/Arlt (GER) +0,036 26,284
3. Y. Müller/Frauscher (AUT) +0.069 26,317
7. Steu/Koller (AUT) +0,214 26,462
Sprint Damen Einsitzer
1. Dajana Eitberger (GER) 26,204
2. Julia Taubitz (GER) +0,001 26,205
3. Anna Berreiter (GER) +0,028 26,232
5. Madeleine Egle (AUT) +0.098 26,302
Sprint Damen Doppelsitzer
1. Degenhardt/Rosenthal (GER) 31,205
2. S.Egle/Kipp (AUT) +0,016 31,221
3. Vötter/Oberhofer (ITA) +0,023 31,228
Team-Staffel
1. Deutschland 2:22,266
Anna Berreiter, Max Langenhahn, Toni Egger/Sascha Benecken
2. Österreich 2:22,289 +0,023
Madeleine Egle, Jonas Müller, Yannick Müller/Armin Frauscher
3. Lettland 2:22,666 +0,400
Kendija Aparjode, Kristers Aparjods, Martins Bots/Roberts Plume