Das Märchen der Gebrüder Müller

Sport / 29.01.2023 • 20:12 Uhr
Yannick Müller stand drei Mal am Start und jubelte drei Mal über Edelmetall.
Yannick Müller stand drei Mal am Start und jubelte drei Mal über Edelmetall.

Jonas Müller wird als erster Vorarlberger Weltmeister.

Oberhof Es ist ein Märchen mit Happy End. Vor drei Wochen hatte der Bludenzer seinen Rodel geschrottet und war nur durch ein Wunder beim schweren Sturz in Segulda ohne Blessuren geblieben. Die folgende Europameisterschaft in Lettland musste er aufgrund des fehlenden Sportgerätes auslassen. Im Gesamtweltcup liegt der 25-Jährige als viertbester Österreicher nur auf Rang elf, die Vorzeichen vor der Weltmeisterschaft in Oberhof waren nicht die allerbesten. Doch der Sprint-Weltmeister von 2019 ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen und reiste dennoch voller Selbstvertrauen zur Weltmeisterschaft nach Thüringen. „Vielleicht war die Pause gar nicht so schlecht, es hat perfekt gepasst. Am Tag nach dem Materialbruch von Sigulda bin ich im Flieger gesessen, habe mit Andreas Linger in Igls trainiert und mich richtig wohlgefühlt.“ Müller wusste, dass ihm die Bahn entgegenkommt und dass Georg Hackl, der neue Betreuer des ÖRV, mit seiner Expertise den entscheidenden Input zum Erfolg bringen könnte. Die Silbermedaille im Sprint bestätigte Müller, der von den vielen Fans an der Strecke angestachelt wurde. „Vor so vielen Zuschauer macht es einfach brutal viel Spaß und dass es dann für ganz vorne gereicht hat, ist einfach megageil“, sagt der 25-Jährige.

Nach einem Tag Pause lieferte der Bludenzer im Einzelbewerb sein Meisterstück und verwies den Deutschen Max Langenhan dank zweier Laufbestzeiten auf den zweiten Rang. Da der Tiroler David Gleirscher überraschend Bronze holte, stand der Top-Favorit und 14-fache Weltmeister Felix Loch am Ende ohne Medaille da. „Der zweite Lauf war eigentlich gar nicht so gut, da habe ich noch kurz gezittert“, sagte Müller im Ziel, der sich bei seinem gesamten Team bedankte. „Das tut sehr gut, wenn die persönliche Arbeit mit Erfolg gesegnet wird“, freute sich Hackl, der vor der Saison von den deutschen Rodlern zum österreichischen Team gewechselt war.

Für Müller ist der WM-Titel im Einzel der größte Erfolg seiner Karriere, zuvor hatte er bereits im Sprint 2019 in Winterberg überraschend die Goldmedaille gewonnen und ein Jahr später mit WM-Silber im Einzel in Sotschi nachgelegt. Vor Olympia 2022 verpasste er die interne Qualifikation, mit den Spielen 2026 und der Diskussion um die neue Bahn in Cortina hat er sich noch nicht auseinandergesetzt.

Perfekte Comebacksaison

Nur rund zwei Stunden nach Einzel-Gold durfte sich Müller erneut über Edelmetall freuen. Im Teambewerb fuhr er gemeinsam mit Madeleine Egle, Bruder Yannick Müller und Armin Frauscher in der Team-Staffel zu Silber. Das rot-weit-rote Team musste sich um lediglich 23 Tausendstel Sekunden den Deutschen geschlagen geben, auch weil weder die Fahrt der Einzelweltmeisters als auch jene des Doppelsitzer fehlerfrei war. Auch für Yannick Müller und seinen Tiroler Partner Frauscher war es die dritte Medaille der Weltmeisterschaft. Die Paarung hatte nach Bronze im Sprint auch im Einzelbewerb den verdienten dritten Rang belegt. Und das knapp ein Jahr nach der schweren Verletzung von Müller. „Nach meinem Handbruch bei den Olympischen Spielen habe ich den halben Sommer nicht trainieren können, von dem her ist es eine super Comebacksaison. Die drei Platten und 26 Schrauben, die noch im Arm sind, kommen dann nach der Saison raus.“

„Ich fühle mich körperlich extrem gut, habe keine Rückenschmerzen mehr.“

Jonas Müller raste mit Startnummer zehn zu Einzelgold und jubelte im Team mit Yannick Müller, Madeleine Egle und Armin Frauscher über Silber im „Spaß-Rennen“.Reuters (2), Reker
Jonas Müller raste mit Startnummer zehn zu Einzelgold und jubelte im Team mit Yannick Müller, Madeleine Egle und Armin Frauscher über Silber im „Spaß-Rennen“.Reuters (2), Reker

Rodel-Weltmeisterschaft in Oberhof

Herren Einsitzer   1. Lauf   2. Lauf

1. Jonas Müller (AUT)   1:25,478    42,640  42,838

2. Max Langenhan (GER) 1:25,582  +0,104 42,707 42,875

3. David Gleirscher (AUT) 1:25,599 +0,121 42,677  42,922

4. Felix Loch (GER) 1:25,623  +0,145  42,744  42,879

6. Wolfgang Kindl (AUT)   1:25,907  +0,429  42,871  43,036

10. Nico Gleirscher (AUT) 1:26,065  +0,587  42,989  43,076

Herren Doppelsitzer   1. Lauf   2. Lauf

1. Eggert/Benecken (GER) 1:23,517   41,730 41,787

2. Wendl/Arlt (GER) 1:23,688  +0,171 41,893 41,795

3. Y. Müller/Frauscher (AUT) 1:23,709 +0,192 41,839  41,870

4. Steu/Koller (AUT) 1:23,907 +0,390 41,930  41,977

Damen Doppelsitzer   1. Lauf   2. Lauf

1. Degenhardt/Rosenthal (GER) 1:17,619   38,823 38,796

2. S. Egle/Kipp (AUT) 1:17,745 +0,126 38,838  38,907

3. Vötter/Oberhofer (ITA) 1:17,806 +0,187  38,889  38,917

Damen Einsitzer   1. Lauf   2. Lauf

1. Anna Bereiter (GER) 1:23,991   41,987 42,004

2. Julia Taubitz (GER) 1:24,049  +0,058 42,061 41,988

3. Dajana Eitberger (GER) 1:24,107 +0,116  42,084  42,023

4. Madeleine Egle (AUT) 1:24,168 +0,177 42,063  42,105

Sprint Herren Einsitzer   

1. Felix Loch (GER)    33,544

2. Jonas Müller (AUT)      +0,073  33,617

3. Max Langenhan (GER)    +0,122 33,666

4. David Gleirscher (AUT)   +0,195  33,739

6. Nico Gleirscher (AUT)    +0,213 33,757

Sprint Herren Doppelsitzer   

1. Eggert/Benecken (GER)    26,248

2. Wendl/Arlt (GER)    +0,036 26,284

3. Y. Müller/Frauscher (AUT)   +0.069  26,317

7. Steu/Koller (AUT)   +0,214  26,462

Sprint Damen Einsitzer   

1. Dajana Eitberger (GER)    26,204

2. Julia Taubitz (GER)    +0,001 26,205

3. Anna Berreiter (GER)    +0,028 26,232

5. Madeleine Egle (AUT)   +0.098  26,302

Sprint Damen Doppelsitzer   

1. Degenhardt/Rosenthal (GER)     31,205

2. S.Egle/Kipp (AUT)      +0,016  31,221

3. Vötter/Oberhofer (ITA)    +0,023 31,228

Team-Staffel   

1. Deutschland  2:22,266  

Anna Berreiter, Max Langenhahn, Toni Egger/Sascha Benecken

2. Österreich  2:22,289 +0,023  

Madeleine Egle, Jonas Müller, Yannick Müller/Armin Frauscher

3. Lettland  2:22,666 +0,400 

Kendija Aparjode, Kristers Aparjods, Martins Bots/Roberts Plume