Ski-WM erwacht mit eingeschlafener Kombi
Damen starten heute die Titelkämpfe in Meribel.
Meribel, Courchevel Mit der seit Jahren als Auslaufmodell titulierten Alpinen Kombination startet die Ski-WM in Méribel und Courchevel. Den Anfang machen heute (11 Uhr Super-G, 14.30 Uhr Slalom) die Frauen. Franziska Gritsch, Ricarda Haaser, Ramona Siebenhofer und etwas überraschend auch Speed-Spezialistin Cornelia Hütter bilden das ÖSV-Quartett in Außenseiter-Rollen. Die einstige Königsdisziplin steuert indes weiter auf ein schleichendes Ende zu.
In den französischen Alpen wird die Kombination wieder als Zweikampf aus Super-G und Slalom ausgetragen. Auf Weltcup-Ebene steht heuer kein einziges Rennen im Kalender, bei den Frauen sogar schon im dritten Jahr. Für manche wie Marko Pfeifer ist das ein Sinnbild für den aktuellen Stellenwert. „Es ist sehr schade, wenn es im Weltcup kein einziges Rennen gibt. Wenn die Kombi dann von vielen Speed-Spezialisten als Training genutzt wird, ist es nicht schön für unseren Sport“, sagte der Männer-Rennsportleiter im ÖSV.
Dass auch einige ÖSV-Athleten gerne in den Genuss dieses Erfahrungsvorteils kommen, ist Pfeifer bewusst. „Wir haben auch Speedfahrer am Start, und werden das sehr ernst nehmen“, sagte Pfeifer und verwies auf Vincent Kriechmayr, der zuletzt sogar Slalom trainiert habe.
Bereit für Überraschungen
Anders ist das bei Hütter, die laut eigenem Bekunden rund um ihren letzten Kombi-Auftritt im Dezember 2016 in Val d‘Isére durch die Kippstangen flitzte. Training sei prinzipiell schon geplant gewesen, doch wenige Tage vor der WM sei sie mit Schüttelfrost aufgewacht, so Hütter. „Ich habe gar nicht mehr gewusst, wo vorne und hinten ist, weil ich so viel Fieber gehabt habe ein paar Tage.“ Sie nehme die Kombi „wie jedes andere Rennen“ an, betonte Hütter und erzählte kurz darauf, dass ihr Servicemann kurzerhand noch Slalomskier für sie organisieren musste.
„Wir gehören nicht zu den Favoriten, aber wir sind bereit für Überraschungen“, meinte Thomas Trinker, der ÖSV-Rennsportleiter Frauen. Er hält ein Top-Fünf-Ergebnis bei entsprechendem Spielfilm – am ehesten für Technikerin Franziska Gritsch – für möglich. Die Topfavoritinnen seien Mikaela Shiffrin, die Schweizerinnen Wendy Holdener und Michelle Gisin, oder die Italienerinnen um Federica Brignone und Marta Bassino.
Die öffentliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Kombination ist zuletzt beinahe eingeschlafen. Bei der nächsten WM in zwei Jahren in Saalbach dürfte der Wettbewerb nicht mehr ausgetragen werden. Es gibt einige gute Gründe für das Aus. Das wohl schlagkräftigste liefern die Protagonisten selbst: Die für die Kombi notwendigen Allrounder gibt es nicht mehr, die Gattung der Ski-Universalisten ist bis auf ein paar Ausnahmen ausgestorben. Solange nichts fix ist, mag Siebenhofer an ein Kombi-Ende noch nicht recht glauben. „Ich habe letztes Jahr bei Olympia schon geglaubt, das ist die letzte, die ich fahren werde. Jetzt stehen wir wieder da.“
Ski-WM
Heute
Damen-Kombination Meribel
Super-G 11.00 Uhr
Slalom 14.30 Uhr
ÖSV-Team: Franziska Gritsch, Ricarda Haaser, Ramona Siebenhofer, Cornelia Hütter
WM 2021: 1. Mikaela Shiffrin (USA), 2. Petra Vlhova (SVK), 3. Michelle Gisin (SUI), 5. Ramona Siebenhofer, 11. Franziska Gritsch, 13. Katharina Huber. Ausgeschieden im Slalom: Ariane Rädler (alle AUT)