Wie lange reicht die Geduld?

Altachs 0:1 gegen den LASK lässt doch einige Fragen unbeantwortet. Denn der erste Auftritt hat gezeigt, dass bei den Rheindörflern trotz langer Winterpause und mehreren Testspielen die Automatismen noch keineswegs optimal sind. Zudem hat die Systemumstellung gegen die Linzer signalisiert, dass diese von den Spielern eine hohe Laufbereitschaft sowie eine große Flexibilität mit und ohne Ball erfordert.
Altachs Cheftrainer Miroslav Klose setzte zum Rückrundenstart auf eine 3-1-4-2-Grundordnung. Der Deutsche, der mit fünf Neuzugängen gegen den LASK startete, ließ in der Defensive mit einer pendelnden Viererkette agieren. Das heißt, dass sich bei Ballverlust der ballferne Flügelläufer zurückfallen lässt und die zentralen Verteidiger unterstützt. LASK-Coach Didi Kühbauer schickte seine Elf in einer 4-2-3-1-Ordnung auf das Feld. Die Linzer wirkten für mich von Beginn an klarer in ihrer Spielanlage und zeigten im Zweikampfverhalten mehr Robustheit. Bei den Hausherren dagegen fehlte mir vor allem im ersten Spielabschnitt die Kompaktheit bzw. waren die Distanzen zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff zu groß. Dies hinterließ Spuren im Defensiv-, aber auch im Offensivspiel.
Auffallend, dass die Flügelspieler Emanuel Schreiner und Csaba Bukta nicht wirklich ins Spiel kamen. Sie hatten vor allem Defensivarbeit zu verrichten, im Angriff fehlte ihnen der Punch nach vorne. Aus dem zentralen Mittelfeld sollten zudem die beiden „Achter“, Amir Abdijanovic und Jurica Jurcec, ihre Sturmreihen unterstützen. Doch lediglich Startelf-Debütant Abdijanovic ließ sein Talent einige Male aufblitzen. Insgesamt übte das Altacher Fünfermittelfeld für mich viel zu wenig Druck aus. Dies bekamen auch die Stürmer Atdhe Nuhiu und Husein Balic zu spüren. Beide wurden von der Linzer Abwehrreihe neutralisiert und so ergaben sich aus dem Spiel heraus kaum Chancen.
Nach der Pause änderte sich die Spielsituation mit dem Ausschluss des Linzers Branko Jovicic. Kühbauer reagierte und stellte auf ein 4-4-1-System um, Altach hingegen blieb bis zur 63. Minute bei seiner Formation. Erst als Haudum ins zentrale Mittelfeld vorrückte, konnten die Altacher etwas mehr Akzente über die Außenspieler setzen. Allein das Spiel hinter die Abwehr der Linzer funktionierte nicht wirklich. Da hätte ich mir mehr Kreativität der Spieler erwartet. Zudem fehlte die Aggressivität, die eine Heimmannschaft in Überzahl ausstrahlen muss, um so ein Spiel noch zu drehen. Hier hätte ich mir vom Betreuerstab noch mehr Ideen bzw. einen klaren Plan B gewünscht.
Mein Fazit: Dass der LASK zu den besten Teams in der Liga zählt, ist mir klar. Dass das neue System, das mit seinen vielen Staffelungen sehr interessant ist, Geduld braucht, ebenfalls. Doch Geduld ist im Fußball oft nicht gefragt. Daher bin ich gespannt, wie Trainer und Spieler dieses Spiel intern analysieren und was sich im nächsten Match ändern wird.
Dieter Alge (56) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.