Marc Girardelli

Kommentar

Marc Girardelli

Wintermärchen schrieben die Anderen

Sport / 19.02.2023 • 19:42 Uhr

Was für ein Finale dieser tollen Ski-Weltmeisterschaft!

Vom 16. Platz, scheinbar mit völlig verpatzter WM, katapultiert sich Henrik Kristoffersen noch zu Gold. Man sah es ihm im Ziel an, er war auf dem roten Stuhl nervöser als vor seinem Traumlauf. Der Letzte, der ein ähnliches Kunststück fabrizierte, war Gustav Thöni beim WM-Slalom 1974, von dem man noch jahrelang sprach.

Und dabei hatten wir zwei sehr gute Chancen, diese Goldene selbst einzusacken. Fabio Gstrein war auf dem besten Weg zur Bestzeit, aber wie immer vereitelte ein Fehler diese goldene Chance. Manuel Feller sollte eigentlich mentalen Aufwind verspüren, als Alexander John Ginnis für Griechenland mit einem ganz eigenen Fahrstil die Bestzeit knapp verpasste und am Ende sensationell Silber gewann.

Aber Feller startete schon sehr zögerlich in den zweiten Lauf. Er verspielte sukzessive ohne grobe Fehler seinen großen Vorsprung und blickte im Ziel ungläubig auf die Anzeigetafel. Doch kein Ski-Märchen, wie es im Damenslalom der Fall war. Die Halbzeitführende Mikaela Shiffrin zeigte im zweiten Durchgang Nerven und verlor ziemlich klar gegen eine unwiderstehliche Laurence St-Germain. Ein gutes Zeichen für alle Damen im Weltcup, Shiffrin ist doch nur ein Mensch. Und sie zeigt auch manchmal, aber äußerst selten, kleine Schwächen.

Und was war mit unseren Mädels los?

Ich kann es Ihnen nicht sagen. Die Leistung der ÖSV-Damen ist von der aktuellen Weltklasse so weit entfernt wie ein U-Boot von einem Satelliten.

Wir können nur hoffen, dass Mathias Berthold mit seiner jahrelangen Erfahrung mit Damenteams den richtigen Weg zurück zum Erfolg findet.

„Die Leistung der ÖSV-Damen ist von der aktuellen Weltklasse so weit entfernt wie ein U-Boot von einem Satelliten.“

Marc Girardelli

sport@vn.at

Marc Girardelli zählt mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten alpinen Rennläufern im Skizirkus.