Reine Kopfsache

Sport / 03.04.2023 • 18:40 Uhr
Reine Kopfsache

Durchatmen bei den Verantwortlichen des Cashpoint SCR Altach, Durchatmen bei den Spielern, bei Neo-Trainer Klaus Schmidt und natürlich bei den SCRA-Fans. Wer am Samstag im Stadion war, hat gesehen und gespürt, was im Fußball Leidenschaft, Wille und schlussendlich Mut auslösen können. Fehlte Jäger und Co. vor der Pause noch der Rhythmus bzw. das Selbstbewusstsein, wurde nach dem Seitenwechsel plötzlich wieder Fußball mit Herz gespielt.

Altachs Coach setzte bei seinem Debüt auf eine 3-5-2 (offensiv) bzw. auf eine 5-2-1-2-Grundordnung defensiv. Ein System, das die Altacher auch unter Miroslav Klose oft praktizierten. WSG-Trainer Thomas Silberberger ließ sein Team in einem 4-4-2 mit Raute spielen. Die ersten 45 Minuten sind aus meiner Sicht schnell und einfach zu analysieren. Durch eine gute taktische Ordnung, eine gute Positionierung in der Defensive und durch Kompaktheit im Zentrum wollte man dem Gegner in der Offensive wenig Möglichkeiten bieten. Im Spiel nach vorne wurde nach Balleroberungen schnelles Umschalten erwartet. Klingt alles gut, wurde jedoch von den Altachern in der Realität nur wenige Male umgesetzt. Die Gäste aus Tirol waren es, die in ihrer Spielanlage deutlich besser agierten. Aus Altacher Sicht war vor allem in Ballbesitz zu wenig Bewegung. Der Spielaufbau war zu einsichtig für den Gegner und im Angriff fehlte die Durchschlagskraft.

Waren es die richtigen Worte von Klaus Schmidt in der Kabine? Haben die Spieler selbst erkannt, dass es mit der Leistung der ersten 45 Minuten nicht reichen wird? Meine Antwort darauf: Die Einwechslung von Jan Jurcec hat dem Spiel der Altacher gutgetan. Der 22-jährige Außenspieler machte von Beginn an viel Druck über die linke Seite und brachte frischen Schwung ins Offensivspiel. Und seine Unbeschwertheit war für seine Kollegen ansteckend. Ab Minute 50 ging nämlich ein Ruck durch das Team. Das Kombinationsspiel funktionierte immer besser und das sich aufbauende Selbstvertrauen war zu spüren. Ab diesem Zeitpunkt schien der Kopf der Altacher frei zu sein. Umso schöner, dass dieses Auftreten durch den Treffer von Noah Bischof belohnt wurde. So ab der 70. Minute wurde nochmals eine Systemumstellung beim Gastgeber vorgenommen. Schmidt ließ sein Team in einem 4-1-4-1 zu Ende spielen und darf sich über einen gelungenen Einstand freuen.

Mein Fazit: Nach der Pause hat Altach im eigenen Stadion seit Langem wieder Fußball mit Leidenschaft gespielt. Zu den Gewinnern dieses Spiels zählen für mich Torhüter Tino Casali und Lukas Gugganig. Beide haben dem neuen Trainer gezeigt, dass sie in Zukunft mehr als nur Ersatzspieler sein möchten. Somit ist die Kampfansage im Hinblick auf das anstehende Derby bei Austria Lustenau eröffnet.

Dieter Alge (56) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.