Game over für Weltcup in Zürs

Sport / 25.05.2023 • 21:20 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Auf der Strecke zwischen Zürs und Flexenpass wurden insgesamt vier Weltcuprennen und zwei Junioren-WM-Bewerbe ausgetragen. <span class="copyright">Gepa</span>
Auf der Strecke zwischen Zürs und Flexenpass wurden insgesamt vier Weltcuprennen und zwei Junioren-WM-Bewerbe ausgetragen. Gepa

Die aufwendig errichtete Flexenarena verliert nach nur zwei Austragungen wieder die Bewerbe der Weltelite.

Lech, Zürich Lange hatte es sich schon angebahnt, seit gestern ist es fix. Lech-Zürs fliegt aus dem Weltcup für die kommende Wintersaison. Denn die Destination am Arlberg scheint im offiziellen Weltcupkalender der FIS, der beim 54. Kongress des Internationalen Skiverbandes in Zürich vorgestellt wurde, nicht mehr auf.

FIS-Chef Johann Eliasch hat andere Pläne. <span class="copyright">Gepa</span>
FIS-Chef Johann Eliasch hat andere Pläne. Gepa

Das Parallelrennen in der Flexenarena in Zürs war zum ursprünglichen Termin im November schon länger kein Thema mehr, nun ließ sich offenbar auch der angedachte Nachtslalom, terminisiert am 3. Jänner, nicht realisieren. „Schade, dass der Weltcup vorübergehend nicht mehr in Lech-Zürs stattfindet“, sagte Walter Hlebayna, Präsident des Vorarlberger Skiverbandes. „Die Disziplin Parallel ist im Weltcupkalender nicht mehr vorgesehen. Wir haben immer betont, dass es für alle Skibegeisterten im Lande (Nachwuchsläufer, Funktionäre, Zuschauer) wichtig ist, Weltcupveranstaltungen zu haben. Lech-Zürs und der SCA Lech haben sich als guter Veranstalter etabliert und sind jederzeit wieder bereit, Weltcuprennen zu übernehmen. In der Flexenarena können wir jederzeit in anderen Disziplinen als Veranstalter auftreten. Als Trainingsstätte hat sich die Flexenarena allerdings bewährt und wird auch weiterhin in vollem Umfang dem Skisport zur Verfügung stehen“, sagte Hlebayna weiter.

VSV-Präsident Walter Hlebayna bedauert den Verlust des Weltcups. <span class="copyright">Gepa</span>
VSV-Präsident Walter Hlebayna bedauert den Verlust des Weltcups. Gepa

Für die Vorarlberger Seite des Arlbergs dürfte der Weltcup jedoch für längere Zeit kein mehr Thema sein. Ein Ski-Vierjahreskalender steht vor der Einführung, beim Kongress in Zürich wurde ein diesbezüglicher Vorschlag vom ÖSV allerdings knapp abgelehnt.

Illegale Errichtung

2020 war der Skiweltcup nach 26 Jahren Pause mit einem Parallelrennen wieder nach Vorarlberg zurückgekehrt, zu diesem Zweck wurde am Ortseingang von Zürs die Flexenarena errichtet. Doch der Bau der 365 Meter langen Piste sorgte schon bald für Diskussionen. Im August 2020 erfolgte ein Baustopp, weil zahlreiche Arbeiten wie die Errichtung des Schneedepots, Geländerveränderungen und Teile der Flutlichtanlage ohne Bewillung durchgeführt wurden. Außerdem wurde illegal bereits im Oktober mit der Beschneiung der Piste begonnen, der erste Wettbewerb musste dennoch wegen zu hoher Temperaturen verschoben werden. Die Betreiber der Flexenarena sahen sich aufgrund der „Versäumnisse“, wie sie die Vorgänge beim Bau selbst bezeichneten, mit mehreren Anzeigen konfrontiert. Ein Jahr nach der Fertigstellung folgten die ersten Strafen in Höhe von insgesamt 60.000 Euro.

Zahlreiche Arbeiten an der Flexenarena wurden illegal durchgeführt. <span class="copyright">Sams</span>
Zahlreiche Arbeiten an der Flexenarena wurden illegal durchgeführt. Sams
Unter anderem war das Schneedepot bei der Errichtung noch nicht bewilligt. <span class="copyright">Sams</span>
Unter anderem war das Schneedepot bei der Errichtung noch nicht bewilligt. Sams

Zwei Weltcupbewerbe

Der erste Weltcupbewerb wurde schließlich mit zweiwöchiger Verspätung am 26./27. November 2020 ausgetragen. Allerdings musste aufgrund von Corona auf die erhoffte Zuschauerkulisse verzichtet werden. Ein Jahr später folgte die einzig reguläre Austragung der Parallelrennen und diese wurden dank eines Heimsieges von Christian Hirschbühl vor 5500 Zuschauern zu einem wahren Skifest. 2022 machte schließlich wieder das Wetter dem Weltcupgeschehen in der Flexenarena einen Strich durch die Rechnung, warme Temperaturen im November auch auf 1700 Metern Seehöhe verhinderten eine ausreichende Beschneiung der Piste. Im Saisonverlauf wurden immerhin die Parallelbewerbe der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft von St. Anton in der Flexenarena ausgetragen.

Der Lauteracher Christian Hirschbühl feierte in Zürs seinen bisher einzigen Weltcupsieg. <span class="copyright">APA</span>
Der Lauteracher Christian Hirschbühl feierte in Zürs seinen bisher einzigen Weltcupsieg. APA

Ansonsten dient die Strecke mit einer Höhendifferenz von 102 Metern vor allem dem Trainingsbetrieb für heimische und internationale Skivereine. Bereits im Winter 2020/21 kamen über 120.000 Trainingsfahrten zusammen. Mehr wird es mittelfristig in Zürs nicht mehr geben. Nach der Streichung aller Parallelbewerbe gibt es schlicht keinen Weltcupbewerb mehr, für den sich die Flexenarena eignet.

Der Mixed-Team-Bewerb der Junioren-Ski WM in St. Anton wurde in Zürs ausgetragen. <span class="copyright">Gepa</span>
Der Mixed-Team-Bewerb der Junioren-Ski WM in St. Anton wurde in Zürs ausgetragen. Gepa

„Der Scherbenhaufen war absehbar“

Bregenz Eine der lautesten Kritikerinnen der Flexenarena der vergangenen Jahre war Landtagsabgeordnete Nadine Kasper von den Grünen. „Es ist schade, dass es tatsächlich so weit gekommen ist“, räumt sie gegenüber den VN ein. Schließlich seien von vielen Richtungen viel Arbeit und Geld in das Projekt geflossen, welche nun faktisch vor einem Scherbenhaufen stehe.

<p class="infozeile">Landtagsabgeordnete Nadine Kasper beschäftigt sich seit Jahren mit der Causa Flexenarena.<span class="copyright">Hartinger</span></p>

Landtagsabgeordnete Nadine Kasper beschäftigt sich seit Jahren mit der Causa Flexenarena.Hartinger

Das solch ein Szenario drohen könnte, sei jedoch bereits 2021 absehbar gewesen. Damals stellte Kasper eine Anfrage an das Land zur Zukunft der FIS-Rennen in Lech/Zürs. Damals verwiesen die Verantwortlichen darauf, dass diese jedoch nur ein Nebenzweck der Rennstrecke seien. Die vom Land auf vier Jahre zugesagten Förderungen von 1,3 Millionen Euro wären vor allem zur Unterstützung des Trainingsaufwandes in der Flexenarena gedacht. Diese hochwertige Trainingsmöglichkeit sei auch der Hauptzweck der Rennstrecke. Dass auf der Strecke trainiert wird, bezweifelt Kasper auch nicht. „Aber rechtfertigen diese die Investitionen? Nein“, ist sie überzeugt. „Hier standen andere Überlegungen im Vordergrund.“ Die aus ihrer Sicht absehbaren Absage zeige hier aus Sicht des Tourismus eine Fehlinvestition auf. „Es hätte mich gefreut, wenn man dieses Geld für nachhaltigere touristische Angebote verwendet hätte.

2020 wurde die Flexenarena errichtet. <span class="copyright">Paulitsch</span>
2020 wurde die Flexenarena errichtet. Paulitsch

Die Flexenarena hat insgesamt 2,7 Millionen Euro gekostet, neben der Förderung des Landes beteiligten sich auch die Gemeinde Lech-Zürs und die Ski Zürs AG mit je 500.000 Euro am Bau. 17.000 Quadratmeter Gelände wurden verändert, dazu wurden 20 Flutlichtmasten aufgestellt. VN-RAU

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