Völler als Krisenmanager gefragt
Plädoyer für den angezählten Bundestrainer Hansi Flick: „Ein absoluter Toptrainer.“
Frankfurt am Main Krisenmanager Rudi Völler fand bei seinem sechsminütigen Plädoyer für den angezählten Hansi Flick nicht einmal Zeit für einen Schluck seines geliebten Kaffees. Gleich viermal nannte der DFB-Direktor im aufgeheizten Presseraum auf dem Frankfurter Campus Flick einen „absoluten Top-Trainer“, um dann den besorgten Fans im Land zuzurufen: „Natürlich wird Hansi Flick Trainer bleiben. Das steht nicht zur Debatte.“ Nach nur vier Siegen in den vergangenen 15 Spielen und dem nächsten bitteren Rückschlag beim 0:1 in Polen gestikulierte Völler bei seiner Verteidigungsrede immer wieder wild mit den Händen, die miese Stimmung im Land spürt auch der in der Krisen-Kommunikation erprobte Weltmeister von 1990. „Am Dienstag“, betonte Völler in seinem blauen Hemd mit Blick auf das Saisonfinale in Gelsenkirchen gegen Kolumbien (20.45 Uhr/RTL), „ist es kein Freundschaftsspiel. Wir müssen den Menschen zeigen, dass sie auf uns bauen können.“
Doch auch wenn Völler um gute Laune bemüht war und alle Bedenken wegzuwischen versuchte, muss sich schleunigst etwas ändern. Der DFB-Auswahl mangelt es an Überzeugung und Automatismen. Die für jede Mannschaft so wichtige Achse kristallisiert sich weiterhin nicht heraus, in den 23 Spielen seiner Amtszeit formte der Bundestrainer 20 verschiedene Abwehrformationen. Die jüngsten vier Siege gelangen gegen eine italienische B-Elf, den Oman, Costa Rica und Peru.
Die Sorge bei den teils verunsicherten Spielern scheint größer als bei den Verantwortlichen. „Die Lage ist todernst“, sagte Robin Gosens. Antonio Rüdiger vermisste im Warschauer Nationalstadion gegen einen in seinen Mitteln beschränkten Gegner „die letzte Gier“. Davon ist der viermalige Weltmeister meilenweit entfernt. Daher soll der nächste Nackenschlag vor der langen Länderspielpause unbedingt vermieden werden. „Wir müssen fighten und gewinnen, das ist unser Auftrag“, sagte Flick kämpferisch.