Spaltung abgewendet, aber Sorge um einen Rechtsstreit

Der Wahlvorschlag für einen neuen Vorstand im Österreichischen Olympischen Komitee ist auf der außerordentlichen Hauptversammlung des ÖOC in Wien mit 31:13 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt worden. Dazu die Meinungen aus Vorarlberg.
Schwarzach Ob er sich denn als Sieger oder Verlierer fühle nachdem der eingebrachte Vorschlag auf der außerordentlichen Hauptversammlung in geheimer Abstimmung mit 31:13-Stimmen, bei zwei Enthaltungen, abgelehnt worden ist. „Nichts von beiden“, lautete die spontane Antwort von Karl Stoss, der jegliche Anfrage auf ein Interview derzeit ablehnt. „Es geht ja nicht um das Persönliche, sondern um den Sport und die Athleten und Athletinnen.“ Und da sei gerade das Feedback an den ÖOC nach den European Games, so der 66-jährige, gebürtige Dornbirner, ein „sehr positives“ gewesen. Dies hätten verschiedenste Rückmeldungen gezeigt. Gerade aus dem Schwimmlager, wie Stoss bestätigt. Ist doch der Schwimmverband einer der fünf Verbände (An. d. Red.: zudem Golf, Turnen, Basketball und Ringen), die dem ÖOC nach Ablehnung des Wahlvorschlages spätestens seit Ende Mai Kontra gegeben haben.

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„Unser Job ist es, den Job so zu machen, dass es ein Athlet gar nicht spürt.“ Dies passiere, so Stoss sowohl in wirtschaftlicher als auch in sportlicher Hinsicht. „Finanziell stehen wir auf gesunden Beinen und sportlich ist die Bilanz von ca. 250 Medaillen (Anm. d. Red.: seit seinem Amtsantritt 2009) auch nicht ganz so schlecht. In all den Jahren haben wir uns das Vertrauen der Sponsoren, beim IOC und beim EOC erarbeitet.“ Und dass er ein Team „meines Vertrauens“ an seiner Seite haben möchte, sei doch nachvollziehbar.
Stimmberechtigt
Mit der Ablehnung des Wahlvorschlags endete auch die Arbeit der Wahlkommission. Eine neue, so Stoss werde in den nächsten zehn Tagen installiert. „Dann bleiben rund acht Wochen Zeit für einen neuen Wahlvorschlag“, so Stoss, der mit einem Termin Ende September für die Neuwahlen rechnet. Im Gegensatz zu seinen Kritikern, die davon sprechen, dass die ÖOC-Führung im Jahr vor olympischen Spielen finanziellen Druck auf Verbände ausübe und so auf ihre Seite ziehe, will sich Stoss hinsichtlich des Ausgangs nicht festlegen. „Heute sind einige aufgestanden und haben mich ermutigt weiter zu machen. Doch wenn es es anderen Kandidaten geben sollte, dann stehe ich nicht im Wege.“
Stimmberechtigt waren die Vertreter von 40 Fachverbänden sowie das IOC-Mitglied (Stoss) und zwei Vertreter/Vertreterinnen der Athletenkommission, je eine Stimme haben Sport Austria und die Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion. Von also 47 Stimmberechtigten waren bis auf einen Fachverband (Fechten) alle in einem Wiener Hotel anwesend.


Gekommen waren auch Vertreter jener fünf Verbände, die die außerordentliche Hauptversammlung einberufen hatten, am Freitag aber den Antrag darauf und auf Wahlen zurückzogen. „Ich kann immer meine Anträge zurückziehen. Ich habe es noch einmal so verlautbart und gesagt, wir stimmen unter Protest ab“, erklärte Schwimmverbands-Präsident Arno Pajek. In Richtung ÖOC-Vorstand sagte er: „Steht es diesem zu, sich auszusuchen, wer sein Vorstand wird? Wenn, dann sind wir in der Erbmonarchie oder im Gutsherrengeschäft.“

Eine mögliche rechtliche Klärung der Geschehnisse ist für Hermann Krist, den Präsidenten des Dachverband ASKÖ Österreich noch nicht vom Tisch. „Wir haben keinen Clinch mit dem ÖOC, aber seitens der Dachverbände haben wir ein Problem damit, dass die Wahlkommission, bestehend aus drei Personen aus den Dach- und vier aus den Fachverbänden abgesetzt wurde. „Aus dem Vorstand wurden zwei Personen die Kompetenz abgesprochen – und das geht einfach zu weit. Wir wollten daraufhin ein Schiedsgerichtsverfahren, aber niemals eine öffentliche Diskussion darüber.“
Ohne Erwartungshaltung
Er habe jedoch nicht den Eindruck, dass der Vorstand Interesse an einer „gütlichen und deeskalierenden Lösung“ habe. Seitens der Dachverbände sei bereit ein Name als Schiedsrichter festgelegt worden, allein auf eine Antwort seitens des ÖOC warte man noch bis vergeblich. Für ihn sei deshalb eine „Lösung ohne Gesichtsverlust“, kaum mehr möglich. Krist sieht das Duo Karl Stoss und Peter Mennel (ÖOC-Geschäftsführer) als „Auslöser der Situation. Beide haben Öl ins Feuer gegossen. So bin ich eigentlich nur froh, dass ich kein Fachverbandsvertreter bin“.

Persönlich habe er deshalb an die ÖOC-Führung auch keine Erwartungshaltung mehr, weil „er (Anm. d. Red.: Stoss) wie ein Aufsichtsratsvorsitzender agiert und der Geschäftsführer das Sagen hat.“ Und somit ist für ihn sonnenklar: „Wir werden in der Causa Schiedsgericht nicht locker lassen.“
Das sagen Vorarlberger Vertreter zur Situation

Im Endeffekt ist es ein peinliches Kasperltheater, dass zu Lasten des Sportes geht. Aus meiner Sicht ist die keinesfalls gerechtfertigte Anfeindung auf persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten einzelner Funktionäre zurückzuführen. Die Führungsebene des ÖOC hat in den letzten Jahren sehr viel Gutes erreicht und getan, damit das Ansehen des Sportes einen höheren Stellenwert erreicht. Federführend dafür verantwortlich war und ist Präsident Karl Stoss. Als Präsident des Tennisverbandes habe ich wenig Berührungspunkte mit dem ÖOC. Es ist legitim, dass sich ein Präsident die Zusammenstellung seines Teams, mit dem er arbeitet, selbst aussucht und zusammenstellt. Wenn eine Veränderung gewünscht ist, muss so ein Prozess in einer für alle Parteien vernünftigen Übergangslösung erfolgen. Ich habe in den Wochen etliche Gespräche mit Funktionären und Sportlern geführt und in keiner Weise gehört, dass die Zusammenarbeit mit der OÖC-Spitze nicht korrekt ist. So eine Revolte hat weder Karl Stoss, noch jemand aus seinem Team verdient! Martin Ohneberg, ÖTV-Präsident

Ich bin jetzt schon positiver gestimmt als vor der Hauptversammlung. Ich habe das Amt erst im Herbst 2022 übernommen und deshalb ist für mich ist die ganze Diskussion beim ÖOC natürlich etwas entfernt. Durch unseren Präsidenten Peter McDonald bin ich aber immer gut darüber informiert gewesen, weshalb die Dinge zuletzt eskaliert sind. Ich finde es schade, dass der Sport auch medial in ein schlechtes Licht gestellt wurde. Deshalb bin ich echt froh, dass die Parteien aufeinander zugehen, und hoffe, dass im Herbst eine vernünftige Lösung gefunden wird. Denn mir geht es in erster Linie um den Sport. Simon Tschann, Sportunion Vorarlberg, Präsident

Das Ganze ist beschämend für den Sport. Es geht zu wenig um die Sportler selbst, als vielmehr ums Geld. Wir haben es hier mit einer schwierigen Situation zu tun. Die Dachverbände sind neutral und sportunabhängig. Wir sind für den Breiten- und Nachwuchssport da und helfen die Grundlage für Olympiateilnahmen zu schaffen. Wir sind aber nicht für den Spitzensport da. Nachdem eingelenkt wurde, bin ich davon ausgegangen, dass der Wahlvorschlag angenommen wird. Zumal es dem Ausschuss darum gegangenen ist, in einem Auswahlverfahren die besten Vertreter zu finden. Nun muss ein neuer Wahlausschuss einberufen werden. Wir werden sehen, wer sich nach diesen Querelen überhaupt weiter zur Wahl stellen wird. Josef Lampert, ASVÖ Vorarlberg, Präsident

Mir geht es in erster Linie um den Sport und nicht um die Frage, wer wen entmachtet und warum. Gefragt ist aus meiner Sicht nunmehr ein Miteinander und nicht darum, wer auf Funktionärsebene als Sieger aus den Machtspielen gegangen. Eines möchte ich aber noch sagen: Die Corona-Zeit hat uns gelehrt, dass Sitzungen auch online abgehalten werden können. Eckart Neururer, ASKÖ Vorarlberg, Präsident