Nicht am System festhalten

Dieter Alge in seiner ersten Analyse über den Auftritt des Cashpoint SCR Altach in der neuen Bundesligasaison.
Brav gespielt, gut gekämpft und doch musste sich Cashpoint SCR Altach dem Favoriten aus Salzburg mit 0:2 geschlagen geben. Dabei haben die Altacher phasenweise guten Fußball gezeigt. Dennoch bin ich der Meinung, dass gegen den neu formierten Serienmeister – vor allem in puncto Offensivspiel mehr möglich gewesen wäre. Eventuell hätte eine Systemumstellung nach der Pause dem Angriffsspiel gutgetan?
Cheftrainer Joachim Standfest setzte zum Meisterschaftsstart offensiv auf eine 3-4-2-1-Grundordnung. Defensiv ließ er mit einer Fünferkette verteidigen. Kurz erklärt: Das defensive Mittelfeld agiert auf einer Linie, wobei immer einer der beiden zentralen Akteure mit nach vorne aufrückt. Die Außenspieler sind auf den Flügeln zu Hause. Das offensive Mittelfeldduo legt den Fokus entweder auf das Zentrum oder die Flügel. Der Angreifer schafft durch seine Laufwege Räume und tauscht mit den offensiven Mittelfeldspielern immer wieder die Positionen. Diese defensive Formation legt den Fokus in erster Linie auf das Zentrum. Dies war aus meiner Sicht die richtige Ausrichtung gegen die spielstarken und beweglichen Salzburger. Einziger Nachteil: Mit nur drei offensiv ausgerichteten Akteuren fehlen dem System die Überraschungsmomente vor dem gegnerischen Tor. Salzburg spielte in seinem gewohnten System, einem 4-4-2 mit Raute.
Im ersten Spielabschnitt kann man den Altachern nicht allzu viel vorwerfen. Vor allem das Spiel gegen den Ball funktionierte gut. Die Kompaktheit zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff passte ebenso wie das Zweikampfverhalten. Leider wurden die wenigen Umschaltmomente nicht immer sauber fertig gespielt. So wie die Großchance von Noah Bischof vor dem ersten Gegentreffer. Beim 0:1 fehlte mir die letzte Konsequenz in der Abwehr. Zuerst blockte Abwehrchef Lukas Gugganig die Flanke von Karim Konate nicht energisch genug, danach verlor Jan Zwischenbrugger Torschütze Petar Ratkov aus den Augen. Dieses Tor zeigte aber auch, dass die jungen Salzburger in ihrem Spiel sehr variabel sein können. Wenn es durchs Zentrum nicht geht, wird das Flügelspiel forciert. Auf diesen Positionen hatten die Mozartstädter einen klaren Vorteil gegenüber den Altachern. Von Christian Gebauer und Leonardo Lukacevic kam offensiv eindeutig zu wenig.
Mitte der zweiten Halbzeit hätte ich mir mehr Mut von Altachs Bank gewünscht. Auch weil dem Mittelfeld immer mehr der Zugriff auf die Salzburger entglitt. Zwar wurden nochmals drei Offensivspieler eingewechselt, das System blieb aber dasselbe.
Mein Fazit: Altach hat sich gegen den Serienmeister gut verkauft. Nicht zu vergessen, dass das Team von Salzburg einen Gesamtmarktwert von 182,85 Millionen Euro hat und die Rheindörfler bei 7,95 Millionen liegen. Für mich stellt sich die Frage, ob Altach in dieser Saison mit dem 3-5-2-System glücklich wird.
Dieter Alge (57) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.