Trotz Sturz im Regen: Van der Poel rast auf den WM-Thron

Niederländer krönt Solofahrt mit dem WM-Titel.
Glasgow Mathieu van der Poel hat sich zum ersten niederländischen Straßen-Weltmeister seit 38 Jahren gekrönt. Der Klassiker-Spezialist gewann nach 271,1 Kilometern von Edinburgh nach Glasgow vor dem Belgier Wout van Aert (+ 1:37 Min) und dem Slowenen Tadej Pogacar (+ 1:45). Auch ein Sturz 17 Kilometer vor dem Ziel konnte den Solo-Sieg des 28-Jährigen nicht verhindern. Mit zerfetztem Trikot und blutigem Ellbogen, aber unbeeindruckt vom heftigen Sturz auf den rutschigen Straßen von Glasgow, eroberte van der Poel erstmals die WM-Krone und feierte mit Tränen in den Augen ein Jahr nach dem Albtraum auf einer australischen Polizeiwache sein persönliches Happy End.
Unterbrechung nach Protestaktion
In dem von einer Protestaktion überschatteten Rennen spielte der niederländische Star auf dem 14,3 km langen und verwinkelten Kurs durch die schottische Industriestadt, der zehnmal absolviert werden musste, sein fahrerisches Können aus und holte sich mit rund zwei Minuten Vorsprung im Alleingang das Regenbogentrikot vom geschlagenen belgischen Jungstar Remco Evenepoel. Die Entscheidung vor mehreren Hunderttausend Zuschauern fiel 22 Kilometer vor dem Ziel, als van der Poel die entscheidende Attacke setzte. Zuvor war der Italiener Alberto Bettiol lange Zeit bei einsetzendem Regen allein an der Spitze gefahren, ehe er von der Favoritengruppe geschluckt wurde.
Für van der Poel ist es die Krönung einer herausragenden Saison mit Siegen bei den Klassikern Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix sowie dem Titel bei der Cross-WM. Der Enkel von Raymond Poulidor sorgte zugleich für den ersten niederländischen Sieg seit Joop Zoetemelk 1985.
Noch vor einem Jahr hatte sich für MvP die WM in Australien zu einem persönlichen Fiasko entwickelt. In der Nacht vor dem Straßenrennen war es im Hotelflur zum Disput mit zwei Mädchen gekommen, die immer wieder an seine Tür geklopft hatten. Nach einer Schubserei rückte die Polizei an. Van der Poel musste für einige Stunden aufs Revier und gab nach einer schlaflosen Nacht im Rennen entnervt auf.
Das Rennen in Schottland war aufgrund von Demonstranten für fast eine Stunde unterbrochen gewesen. Rund 80 Kilometer nach dem Start in Edinburgh kam das Feld auf einer Landstraße im Carron Valley zum Stillstand. Wie die schottische Polizei mitteilte, wurden fünf Demonstranten festgenommen. Diese hatten sich offenbar auf dem Asphalt festgeklebt. Eine schottische Umweltaktion übernahm die Verantwortung für die Störaktion. Die Fahrer hätten das Hindernis zwar passieren können, für die Teamwagen gab es aber kein Weiterkommen. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung lag eine neunköpfige Spitzengruppe mit knapp sieben Minuten Vorsprung in Führung, mit dabei auch der Österreicher Patrick Gamper, als 22. mit 8:30 Minuten Rückstand bestplatzierter Österreicher.
Zuvor konnte bei der noch bis 13. August dauernden XXL-WM aller Radsportdisziplinen im Downhillrennen der Mountainbiker in Fort William bei den Damen die Tirolerin Valentina Höll ihren Titel erfolgreich verteidigen und bei den Herren gab es für den Steirer Andreas Kolb Silber.
